CW-Kolumne

CIOs mögen keine Revolutionen

12.12.2008
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Mehr Flexibilität, schier unbegrenzt skalierbare IT-Ressourcen und weniger Fixkosten - die Vorzüge des Konzepts Cloud Computing klingen überzeugend. Experten wie der Gartner-Analyst Daryl Plummer vergleichen das Potenzial schon mit den Auswirkungen der industriellen Revolution. Die spannende Frage aber lautet: Werden die Unternehmen mitziehen?
Wolfgang Herrmann, Redakteur COMPUTERWOCHE
Wolfgang Herrmann, Redakteur COMPUTERWOCHE

Ein Blick in die jüngere IT-Geschichte lässt Zweifel aufkommen. Das Nutzenversprechen der Cloud-Protagonisten ist nahezu identisch mit dem von Software as a Service (SaaS). Frappierende Ähnlichkeit hat die Wolken-IT auch mit dem schon seit Jahren beworbenen Konzept Computing on Demand, häufig unter dem Schlagwort Utility Computing gehandelt. Bislang haben diese Ansätze keineswegs eine Revolution in der Unternehmens-IT ausgelöst. Im besten Fall wurden bestehende Betriebsmodelle ergänzt oder weiterentwickelt.

In der Diskussion wird zudem gerne übersehen, dass CIOs in der Regel kein Interesse an Revolutionen haben. Abgesehen von harten juristischen Vorgaben, die es vielen Unternehmen verbieten, personenbezogene Daten auf externen Systemen zu verarbeiten, spielen auch Sicherheitsbedenken eine Rolle: Vielen IT-Verantwortlichen bereitet die Vorstellung Bauchschmerzen, dass sich Unternehmensdaten unkontrolliert im weltweiten Netz verbreiten und die Sicherheit womöglich auf dem Altar der Collaboration geopfert wird.

Unterm Strich bleibt Cloud Computing eine Form des Outsourcings - mit allen Herausforderungen, die damit zusammenhängen: Provider-Management und das Durchsetzen wasserdichter SLAs gehören dazu, aber auch die uralte Angst, die Kontrolle über kritische Daten und Anwendungen zu verlieren: Wie sicher sind meine Daten in der Wolke?, fragt sich so mancher CIO. Was passiert, wenn der Cloud-Provider pleitegeht oder die Dienste aus anderen Gründen nicht mehr verfügbar sind? Am Ende müssen die Anbieter das Vertrauen der Nutzer gewinnen. Sonst endet auch diese Revolution als Anekdote in der IT-Historie.