Prozesse statt Technik

CIOs arbeiten bodenständig

24.06.2010
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Christoph Witte arbeitet als Publizist, Sprecher und Berater. 2009 gründete er mit Wittcomm eine Agentur für IT /Publishing/Kommunikation. Dort bündelt er seine Aktivitäten als Autor, Blogger, Sprecher, PR- und Kommunikationsberater. Witte hat zwei Bücher zu strategischen IT-Themen veröffentlicht und schreibt regelmäßig Beiträge für die IT- und Wirtschaftspresse. Davor arbeitete er als Chefredakteur und Herausgeber für die Computerwoche. Außerdem ist Witte Mitbegründer des CIO Magazins, als dessen Herausgeber er bis 2006 ebenfalls fungierte.

Bodenständig und verlässlich

"Folgt man der aktuellen Stimmung der IT-Entscheider, wird das Jahr 2010 durch solide Themen bestimmt", erläutert Leimeister die Ergebnisse der Umfrage. "Prozessorientierung und ERP-Systeme sind seit Jahren Dauerthemen. Beide werden nach wie vor als geschäftskritisch eingeordnet." Das widerspricht den Vorhersagen der Analysten von Gartner, denen zufolge jetzt unter anderem Web-2.0-Techiken und mobile Anwendungen ganz oben auf der Agenda stehen sollten. Die aktuell von Gartner diskutierten Themen wie etwa Flash Memory, Cloud Computing, SOA und Green IT beschäftigen die CIOs laut Erhebung kaum. Sie kümmern sich lieber um geschäftsnahe Aufgaben wie ERP, Prozessoptimierung, Standardisierung und Virtualisierung. (jha)

CW-Kommentar

Christoph Witte, IT-Publizist und Kommunikationsberater
Christoph Witte, IT-Publizist und Kommunikationsberater

Die vom CIO-Circle angestoßene und vom Fortiss Institut betriebene Studie unter über 150 IT-Entscheidern hat gezeigt, dass CIOs ihre Aufgabe für die Gestaltung und Unterstützung von Geschäftsprozessen ernst nehmen, ja, dass sie dieses Thema für das zurzeit wichtigste halten. Allerdings müssen sie noch einiges tun, damit die Business-Seite auf diese Kompetenz und Verantwortung stärker zurückgreift.

Die IT-Leiter sollten hier etwas forscher ihre Verantwortung für fachbereichsübergreifende Abläufe vertreten und die Kommunikation zwischen den Unternehmensteilen fördern.

Auf den ersten Blick erstaunt das Beharrungsvermögen, mit dem die befragten CIOs an etablierten Aufgaben und Techniken festhalten. Dauerbrenner ERP hält auch 2010 mit 31 Prozent den Spitzenplatz unter den wichtigsten Themen, mit denen sich die IT-Leiter heuer beschäftigen. Virtualisierung erachten immerhin 19 Prozent als sehr bedeutsam. Jungen IT-Trends wie Web 2.0, Cloud Computing und Flash Memory räumen die Studienteilnehmer zumindest für das Jahr 2010 keine große Bedeutung ein.

Projektverantwortliche Skeptiker

Den Einfluss neuer Techniken würden CIOs höher einschätzen, wenn sie nach deren Bedeutung in den nächsten 36 Monaten und nicht wie in der aktuellen Untersuchung für das laufende Jahr befragt worden wären. Die in der Unfrage dokumentierte Skepsis zeigt auch, wie sehr die CIOs aus ihren Erfahrungen schöpfen: Bisher hat noch fast jede technische Entwicklung länger bis zur allgemeinen Akzeptanz gebraucht, als die Auguren ursprünglich prognostiziert hatten.

Dennoch sollten die skeptischen Prozessverantwortlichen sich zumindest ein wenig mit den neuen Themen beschäftigen. Dann sind sie nicht zu überraschen, wenn sich die Dinge doch schneller entwickeln als gedacht.