Forderungen der französischen Behörden drängen Honeywell auf PCM-Schiene:

Cii-HB liebäugelt mit IBM-Kompatibilität

07.05.1982

PARIS/KÖLN - Nach der Verstaatlichung der Cii-Honeywell Bull, Paris, im Herbst letzten Jahres massieren sich in Frankreich die Forderungen der öffentlichen Verwaltung nach IBM-kompatiblen Cii- Rechnern. Die französischen Behörden. in denen heute überwiegend IBM-Systeme stehen, müssen dem Druck der Mitterand-Regierung nachgeben, die Cii-HB als stärkste nationale Kraft auf dem Computersektor im eigenen Land noch mehr nach vorn bringen will.

Ob Cii-HB unter dem Drängen des französischen Behördenmarktes zum reinen PCM wird, ist fraglich. Sicher scheint, darin sind sich Marktstrategen einig, daß der Pariser DV-Hersteller IBM-Kompatibilität als "zusätzliche Option" mit dem für Ende dieses Jahres zu erwartenden 10- Mips- Prozessor "Orion" anbieten wird. Der von der amerikanischen Honeywell Inc. in Phoenix/Arizona konzipierte Rechner basiere zwar auf der DPS8-Technologie, biete aber ein völlig neues Konzept. Dies gestatte insbesondere den Einsatz von unterschiedlichen Betriebssystemen, erklärt ein Cii-Beobachter.

Gerüchte in Sachen IBM-Kompatibilität werden überdies durch die Verbindungen von Honeywell zu dem PCM-Pionier Gene Amdahl genährt, der zur Zeit in seiner 1981 gegründeten Firma "Trilogy" an der Entwicklung neuer Anti-IBM-Strategien arbeitet.

Daß sich der französische Behördenmarkt durch die politischen Gegebenheiten momentan sehr stark in Richtung französische Anbieter entwickelt, bestätigen auch Honeywell Bull-Insider. Inzwischen hätten die Anwendungen aber auch hier Ausmaße angenommen, die einen Herstellerwechsel wegen der dafür erforderlichen immensen Software-Umstellungen wirtschaftlich kaum zuließen.

Die einzige Möglichkeit, in die "staatliche IBM-Domäne" einzudringen, sehen Cii-Experten denn auch in einer steckerkompatiblen PCM-Alternative. Andererseits müsse das Unternehmen seine traditionelle DPS8- Linie beibehalten, um nicht seine bisherigen Mainframe-Kunden zu verprellen.

In Deutschland sei IBM-Kompatibilität noch nie ernsthaft im Gespräch gewesen, konstatiert Honeywell Bull-Marktbeobachter Hans-P. Geuhs. Im Großrechnerbereich verlangten zwar einige Kunden inzwischen ebenfalls eine leistungsfähigere Maschine, die demnächst mit der "Orion" geliefert werde. Aber die Frage nach steckerkompatiblen Prozessoren sei bei deutschen Honeywell-Benutzern noch nicht aufgetreten.

Ein französisches PCM-Entree würde sich jedoch nach den Worten von IDC-Geschäftsführer und Honeywell-Kenner Erik Hargesheimer voll auf den hiesigen Markt auswirken. Der Wiesbadener Marktforscher begründet seine Annahme damit, daß Cii als europäische Vertriebszentrale die hundertprozentige Verantwortung für die Kölner GmbH trage. Dennoch glaubt Hargesheimer nicht, daß sich Cii bereits mit der "Orion" auf die PCM-Schiene begeben werde.

Indes macht Honeywell Bull- Marketingdirektor Claus-Peter Grimm keinen Hehl daraus, daß ihm eine optionale IBM- Kompatibilität bei DDP-Geschäften mit Großkunden, die einen zentralen IBM-Rechner im Einsatz hätten, durchaus ins Konzept passen würde. Um mit diesen Anwendern ins Gespräch zu kommen habe man aber bereits einen anderen Weg eingeschlagen. Solange keine direkte Kompatibilität zu IBM-Maschinen bestehe, löse man das Problem über Netze, in denen "SNA-Kompatibilität" hergestellt werde.