Micro Focus wirbt für Migration auf Windows und Intel-Server

Cics-Anwendungen sollen billiger laufen

23.04.2004
MÜNCHEN (as) - Micro Focus, Cobol-Spezialist und Hersteller von Entwicklungs- und Management-Werkzeugen, will Unternehmen die Migration ihrer Cobol/Cics-Anwendungen vom Mainframe auf alternative Plattformen wie Wintel-Systeme schmackhaft machen. Wichtigstes Argument: die Aussicht auf erheblich reduzierte Betriebskosten.

Für eine Modernisierung bestehender Host-Anwendungen bietet Micro Focus die Entwicklungsumgebungen "Server Express" und "Net Express" und die dazugehörige Laufzeitumgebung "Enterprise Server". Mit Hilfe dieser Produkte lassen sich Cobol-Anwendungen auf Unix oder Linux beziehungsweise Windows migrieren und für die Integration mit der Java 2 Enterprise Edition, Java Connector Architecture, XML und Web-Services anpassen. Mit der neuen "Mainframe Transaction Option" (MTO) wird nun der Enterprise Server dahingehend erweitert, dass sich Cobol/Cics-Anwendungen, die bisher unter VSE oder OS/390 auf dem Host liefen, künftig ohne Änderungen am Quellcode auf anderen Betriebssystemen einsetzen.

Das Bundle unterstützt laut Hersteller die Zeichensätze Ascii und EBCDIC und übernimmt den bisherigen Workflow bei Transaktionen, den Datenzugriff sowie vorhandene 3270/BMS-Benutzeroberflächen. Ebenso wird in Form des "IBM Cics Transaction Gateway" die Programmierschnittstelle External Call Interface (ECI) geboten, über die externe Anwendungen die Cics-Lösung aufrufen können.

Microsoft bläst zum Sturm

MTO ist zunächst nur für Windows-Intel-Systeme erhältlich, ein Umstand, den Microsoft nutzen will, um erstmals direkt gegen das Host-Lager anzutreten. "Kunden wollen heute ihren Mainframe nicht mehr anbinden, sondern von ihm loskommen", verkündete Bruce Burns, zuständig für Microsofts Plattformstrategie und Partnergeschäft. Das Unternehmen will nun über ein Vermarktungsabkommen mit Micro Focus die Mainframe-Bastion angehen.

Bernhard Gölitz, Geschäftsführer Micro Focus in Ismaning, setzt dieser Euphorie leisere Töne entgegen, nicht zuletzt, um es sich mit IBM nicht zu verderben. So sei die Wintel-Option in erster Linie etwas für mittelständische Firmen mit Lösungen, die mit einer Prozessorleistung von 30 bis 35 Mips auskommen. Doch auch mit dieser Einschränkung gebe es hierzulande allein unter Anwendern, die Cics unter VSE verwenden, Hunderte von Kandidaten. Mehrere Kunden hätten bereits mit dem Umstieg begonnen. So habe das weltweit erste Referenzprojekt bei ICS Bertelsmann in Wien gezeigt, dass bei der Leistung und Stabilität keine Abstriche zu verzeichnen waren und im Online-Betrieb auf der PC-Plattform sogar bessere Werte erzielt wurden als unter VSE.

Wesentlicher Grund für die Migration sind jedoch nicht die Marketing-Versprechen der Hersteller, sondern die hohen Kosten: "Ein VSE-System mit 30 bis 35 Mips hat heute durchschnittliche Betriebskosten von bis zu 100000 Euro im Monat, mit Windows lassen sie sich auf etwa 20 bis 25000 Euro im Monat reduzieren", rechnet Gölitz vor. Zudem eröffne der Umstieg die Option, auf andere günstigere Datenbanken und Frontends zu wechseln. Allerdings seien für Micro Focus Unix und Linux als Alternativplattformen genauso wichtig. So werde MTO ab dem nächsten Herbst auch Unix unterstützen. Zudem arbeite man weiter eng mit IBM zusammen, das seinerseits an Angeboten für die Betriebsysteme "z/OS" und Linux arbeite.