Chronik einer Auseinandersetzung

09.01.1998

1991: Die Federal Trade Commission (FTC) beginnt nach Beschwerden von Wettbewerbern über unfaire Verknüpfungen von Betriebssystem- und Applikationsentwicklung mit einer Untersuchung gegen Microsoft.

Juli 1993: Nach über zwei Jahren stellt die FTC die Untersuchung ohne Ergebnis ein.

August 1993: Überraschend beginnt die Antitrust-Abteilung des DOJ mit Ermittlungen gegen Microsoft.

April 1994: Entwickler berichten von Nondisclosure Agreements, in denen Microsoft den Betatestern von Windows 95 untersagt, für andere Betriebssysteme zu entwickeln.

Juli 1994: Microsoft und das DOJ legen den Antitrust-Streit mit der Unterzeichnung eines Consent Decree bei. Darin verpflichtet sich die Gates-Company unter anderem, künftig von den OEMs nur noch dann Lizenzgebühren zu verlangen, wenn diese ihre Rechner wirklich mit installiertem Betriebssystem ausliefern.

Oktober 1994: Microsoft gibt bekannt, Intuit, den Hersteller der Finanzsoftware "Quicken", kaufen zu wollen.

Dezember 1994: Drei Senatsmitglieder treten an das DOJ mit der Bitte heran, die möglichen Konsequenzen des Intuit-Deals zu untersuchen.

April 1995: Das DOJ reicht Klage ein, um die Übernahme von Intuit durch Microsoft zu verhindern.

Mai 1995: Microsoft verabschiedet sich von seinen Übernahmeplänen, da ein Prozeß zu langwierig und zu teuer wäre.

Juni 1995: Das DOJ untersucht Pläne, den Zugang zum Online-Dienst Microsoft Network (MSN) mit Windows 95 zu bundeln.

August 1995: Ein Bundesrichter bestätigt den Consent Decree erneut, nachdem er von verschiedenen Seiten angefochten wurde.

Februar 1996: Das DOJ nimmt den Kauf von Vermeer Technologies durch Microsoft unter die Lupe. Das Unternehmen produziert Entwicklungssoftware für Web-Sites.

August 1996: Netscape wendet sich an das DOJ, da sich Microsoft beim Verkauf seiner Internet-Software wettbewerbsschädigend verhalte.

September 1996: Das DOJ leitet eine Untersuchung ein, um zu prüfen, ob Microsofts Verhalten den Antitrust-Gesetzen widerspricht.

Juni 1997: Drei Senatoren, unzufrieden mit den Fortschritten des DOJ, fordern eine Untersuchung durch die FTC.

Juli 1997: Die FTC lehnt das Ansinnen ab.

August 1997: Die Gates-Company investiert 150 Millionen Dollar in Apple. Das DOJ verlangt Informationen über diesen Deal.

Oktober 1997: Der populäre Verbraucheranwalt Ralph Nader kündigt eine zweitägige Konferenz zum Thema "Microsofts Geschäftspraktiken" an.

Oktober 1997: Das DOJ fordert das Bundesgericht auf, Microsoft zur Zahlung von einer Million Dollar Strafe zu verurteilen, bis das Unternehmen Betriebssystem und Browser getrennt ausliefere. Begründung: Der Internet Explorer als Bestandteil der Lizenzbestimmungen für Windows 95 verstoße gegen den Consent Decree von 1995.

Oktober 1997: Sun verklagt Microsoft wegen Mißachtung der Java-Lizenzbestimmungen. Ein Gerichtstermin wird für den 27. Februar 1998 festgelegt.

November 1997: Der Generalstaatsanwalt von Texas erhebt Anklage gegen Microsoft, da die Nondisclosure-Vereinbarungen nicht den Antitrust-Vorschriften des Staates entsprächen.

Dezember 1997: Der Browser-Streit erreicht mit der einstweiligen Verfügung von Richter Jackson seinen vorläufigen Höhepunkt.

Dezember 1997: Repräsentanten der Staatsanwaltschaften aus neun US-Bundesstaaten treffen sich in Chikago, um ein gemeinsames Vorgehen gegen Microsoft abzustimmen. Da eine ähnliche konzertierte Aktion im Kampf gegen die Tabakindustrie bereits zum Erfolg führte, trennt man sich zuversichtlich.

Dezember 1997: Mitglieder der Nader-Gruppe konferieren mit Vertretern der Europäischen Kommission, um Näheres über den Fortgang der europäischen Untersuchungen gegen Microsoft zu erfahren.