Wechsel an der Spitze von Vodafone

Chris Gent geht, Arun Sarin kommt

10.01.2003
LONDON (CW) - Das Rätselraten um die Nachfolge des Vodafone-Chefs Chris Gent ist vorbei: Der Aufsichtsratsvorsitzende Lord Ian MacLaurin gab bekannt, dass Arun Sarin ab Mitte des Jahres auf dem Chefsessel Platz nehmen wird.

Chris Gent, seit 1997 Chef des weltgrößten Mobilfunkkonzerns und hierzulande vor allem durch die Übernahme von Mannesmann bekannt, hatte schon 2002 vom Rücktritt gesprochen. So richtig ernst genommen wurde das anscheinend von den Analysten aber doch nicht, denn ein offensichtlicher Grund war nicht erkennbar: Vodafone ist Marktführer, und mit 54 Jahren scheint Gent noch nicht für den Ruhestand reif zu sein. Einhellig erkennen Insider seine Leistung an, aus einem relativ kleinen Unternehmen den weltgrößten Mobilfunkkonzern gemacht zu haben. In letzter Zeit war aber Gent wegen seines Einkommens in die Kritik geraten. "Sein Rücktritt kommt überraschend. Man hatte erwartet, dass er mindestens noch ein Jahr bleiben würde", sagte beispielsweise Paolo Pescatore vom Marktforschungsunternehmen IDC.

In der Wahl Sarins sehen Analysten die Absicht Vodafones, seine Aktivitäten in den USA zu verstärken. Der 48-Jährige, in Indien geborene Manager, begann seine Karriere nach dem Studium als Management-Berater und stieg 1984 in die TK-Branche bei der Pacific Telesis Group in San Francisco ein. Als sich die Mobilfunk- und Paging-Sparte von Pacific Telesis abspaltete und als Airtouch Communications firmierte, wurde Sarin zunächst Senior Vice President Corporate Strategy and Development. Er stieg bis zum President und CEO von Airtouch Communications auf. In dieser Position führte er die Verhandlungen mit Vodafone, die schließlich in die Übernahme von Airtouch durch Vodafone mündeten. Nachdem im Jahr 2000 Airtouch Bell Atlantic und GTE das Joint Venture Verizon gegründet hatten, ging Sarin als CEO zu Infospace, um 2001 bei Accel-KKR Telekom anzuheuern. Marktforscher Pescatore spekuliert, ob "Vodafone versuchen will, die restlichen 55 Prozent an Verizon zu erwerben? Die USA sind der einzige Markt, an dem das Unternehmen keine kontrollierende Mehrheit hält."

Für Sarin jedenfalls scheint sich der Wechsel zumindest finanziell auszuzahlen: Er bezieht das gleiche Salär wie Gent. Der "Sir"-Titel, den Gent bekommen hatte, ist für ihn als Ausländer allerdings nicht in Sicht. (co)