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Chizen: "Microsofts PDF-Initiative ist für uns keine Bedrohung"

04.11.2005
Der Software-Hersteller Adobe Systems Systems sieht es gelassen, dass Microsoft in der nächsten Version des Bürosoftware-Pakets Office auch das Erstellen von PDF-Dateien ermöglichen will.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - "Großartig, dass selbst Microsoft anerkannt hat, dass PDF zu einem weltweiten Standard geworden ist", sagte Adobe-Chef Bruce Chizen der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Das bestätigt unsere Strategie. Microsoft sehen wir in diesem Kontext derzeit nicht als Bedrohung. Je mehr PDF-Dateien im Umlauf sind, desto mehr Acrobat- und Lifecycle-Serverprodukte können wir verkaufen."

Das Dateiformat PDF (Portable Document Format) wurde vor mehr als einem Jahrzehnt von Adobe entwickelt. PDF-Dokumente werden unabhängig vom verwendeten Betriebssystem oder Endgerät in der ursprünglichen Form dargestellt. Adobe habe bereits ein Produkt, mit dem man lediglich einfache PDF-Dateien erstellen kann. Es spiele aber im Produktmix des Unternehmens keine große Rolle. "Wir machen damit weniger als ein Prozent unseres Gesamtumsatzes", sagte Chizen.

Wer einfach nur ein PDF-Dokument erstellen wolle, könne das auch auf der Website des Unternehmens gegen eine Gebühr tun. "Wir haben derzeit 15.000 Kunden für dieses Angebot und machen damit mehr als eine Million US-Dollar Umsatz." Der Internet-Zugang werde durch Breitband immer schneller. "Wenn die Kunden das wollen, wäre vorstellbar, dass Adobe mehr Funktionen seiner Software als Online-Dienste anbietet. Wir werden da flexibel sein."

Der Verkauf von Softwarelizenzen werde aber aus seiner Sicht nicht durch solche Angebote abgelöst. "Es ist eine tolle Alternative, aber der Kunde muss das auch wollen. Ich habe große Probleme mir einen Profi-Fotografen vorzustellen, der seine Bilder über das Internet bearbeitet", sagte Chizen. "Wenn eine Firma oder eine Behörde eine Menge PDF-Dateien generiert oder innerhalb der eigenen Organisation austauscht, wird sie die Mitarbeiter auch nicht zwingen, dazu eine Website aufzusuchen." Manche Kunden wollten einfach nur einmal bezahlen und dafür die komplette Anwendung erwerben.

Die Übernahme von Macromedia schreite planmäßig voran. "Wir gehen weiterhin davon aus, noch diesen Herbst zum Abschluss zu kommen", sagte Chizen. "Dabei sollten Sie nicht vergessen, dass der Herbst noch bis zum 20. Dezember geht." Einige europäische Länder hätten ihre Prüfung noch nicht abgeschlossen. "Rechtlich ist es derzeit so, dass wir zwar gemeinsam planen können - in einer Art 'Clean Room', zu dem nur ausgewählte Mitarbeiter Zugang haben. Wir dürfen aber noch nichts davon umsetzen, etwa durch das Schreiben von Software."

Schnell bewerkstelligen ließen sich nach Abschluss der Fusion neue Wege im Vertrieb wie Paketangebote von Produkten beider Unternehmen und Kaufanreize. Innerhalb der folgenden ein bis drei Jahre sollen die Produkte integriert werden. "Wir wollen zum Beispiel, dass man so schnell wie möglich aus einem PDF-Dokument direkt in eine Web-Konferenz mit [dem Macromedia-Produkt] Breeze einsteigen kann."

Ein Grund, warum Chizen Microsoft Office nicht fürchtet, ist der Erfolg des kostenlosen Bürosoftwarepakets OpenOffice.org. "Sobald

Anwendungen wie OpenOffice gut genug für den breiten Einsatz sind, wird es interessant", sagte Chizen. "Dann brauchen Sie Microsoft Office vielleicht nicht mehr." Er sei "viel optimistischer für OpenOffice als für den massenhaften Wechsel zu Linux." (dpa/tc)