Finanzielle Unterstützung von Computeranbietern fehlte

Chip-Konsortium US Memories mußte das Handtuch werfen

26.01.1990

SANTA CLARA (CW) - Das amerikanische Halbleiter-joint-venture US Memories ist geplatzt. Da sich keine weiteren Investoren aus der US-Computerindustrie für das Venture gefunden haben, läßt sich das Projekt der gemeinsamen DRAM-Chip-Fertigung finanziell nicht realisieren.

Nur knappe sechs Monate konnten IBM, Digital Equipment, Hewlett-Packard, LSI Logic, Intel, National Semiconductor und Advanced Micro Devices ihren Plan aufrechterhalten, in den Staaten eine gemeinsame Chip-Produktion aufzubauen. Das Halbleiter-Konsortium gab jetzt das Projekt auf, nachdem trotz vehementer Akquirierungsaktivitäten keine weiteren Geldgeber gewonnen werden konnten. Tandy, Apple, Sun, NCR, Compaq, AT&T, Tandem und Unisys prüften zwar dem Vernehmen nach eine Beteiligung an dem Venture, doch war ihnen, angesichts des derzeitigen Überangebots an DRAM-Chips der geforderte finanzielle Einsatz zu hoch.

Die US Memories Gründungsfirmen selbst brachten mit 170 Millionen Dollar nur gut ein Drittel ihres Startkapital-Anteils von 500 Millionen Dollar zusammen. Denn aufgrund des Desinteresses der Computerindustrie hielten auch sie sich mit Ausnahme von IBM und DEC - immer mehr mit größeren Finanzierungszusagen zurück. Selbst für eine kleinere Version des Chip-Joint-Ventures, für die die US Memories nur 300 Millionen Dollar hätte aufbringen müssen, waren keine zusätzlichen Investoren zu finden.

Aussichtslos, so US-Memories-President Sanford Kane, sei es zudem gewesen, von Computerherstellern feste Abnahmezusagen für die von dem Venture produzierten Halbleiter zu erhalten. Monierte Kane: "Die amerikanischen Computeranbieter denken nur taktisch, nicht strategisch. Noch vor einem Jahr, als die Speicherchips

immer knapper wurden, schrien sie förmlich nach einer starken Inland-Industrie." Kaum sei jedoch der DRAM-Chip-Notstand überwunden gewesen, habe die Hardware-Industrie Lieferengpässe und Umsatzeinbußen vergessen und taktiere seitdem nach dem Motto: "Don't worry, be happy."

Auch Branchenkenner Kenneth Flamm erklärte, es sei deprimierend, daß die amerikanische Computerindustrie nicht

in der Lage sei, die Bedrohung der japanischen Dominanz im Halbleitergeschehen zu erkennen und eine langfristige Strategie für diesen Wirtschaftszweig zu entwickeln. Doch schon bald könnte sich diese Ignoranz für die Computerhersteller wieder bitter rächen: Aufgrund der derzeit niedrigen DRAM-Preise und der schwachen Nachfrage wollen jetzt einige japanische Halbleiteranbieter, darunter NEC, Oki und Hitachi, ihre Produktion von 1-Megabit-DRAMs zurückfahren. Neue Chip-Engpässe müssen deshalb in einigen Monaten befürchtet werden.

Dennoch sind nicht nur die DV-Hersteller für das Scheitern der US Memories verantwortlich zu machen. Schon vor einigen Wochen hatte Lane Mason, Chip-Analyst bei Viking Research im kalifornischen San Jose, den Verantwortlichen des Konsortiums schlechtes Timing vorgeworfen. "Hätte Kane das Projekt sechs Monate früher gestartet, so wäre US Memories wahrscheinlich ein Erfolg geworden."