Selbstmordserie

Chinas Arbeiter unter Druck und ohne Hoffnung

26.05.2010

Keine 50 Cent die Stunde

17 der 25 interviewten Arbeiter führten die Selbstmorde auf den hohen Arbeitsdruck zurück, wie China Labor Watch berichtete. Arbeiter haben nur einen Tag pro Woche frei, legen dann oft noch Überstunden ein. Vor und nach der Schicht, die mit Überstunden zehn oder zwölf Stunden dauern, gibt es noch unbezahlte Mitarbeitersitzungen, berichtet die Organisation. Es wird der vorgeschriebene Mindestlohn von 900 Yuan (heute 107 Euro) monatlich bezahlt. Für Überstunden gibt es 7,8 Yuan (90 Cents) und 10,34 Yuan (1,23 Euro) am Wochenende.

Der Exekutivdirektor von China Labor Watch, Li Qiang, hält mehrere Gründe für die Selbstmorde für möglich: "Foxconns militärischen Verwaltungsstil, mangelnden Respekt der taiwanesischen Manager für chinesische Arbeiter sowie Strategien, die darauf abzielen, nur kurzfristige Jobs zu schaffen." Empörung löste ein Video aus, das Wachleute in schwarzen Uniformen zeigt, die im August Arbeiter in dem Foxconn-Werk in Peking brutal verprügelten. Überhaupt haben taiwanesische Arbeitgeber in China nicht den besten Ruf, so dass Zeitungen der demokratischen Inselrepublik schon einen "Verhaltens-Kodex" mit fortschrittlichen Arbeitsstandards fordern, um Ausbeutung zu unterbinden.

Es gibt auch Klagen über den Mangel an persönlichen Beziehungen zwischen Beschäftigten, die meist in Wohnheimen auf dem Werksgelände unterkommen. Es sind kleine Städte mit Supermarkt, Restaurant, Buchladen und Internetcafé. In der Fabrik in Shenzhen, wo es die Serie von Selbstmorden gab, arbeiten mehr als 300.000 Beschäftigte. Die Arbeiter leben hier völlig isoliert, ohne soziales Netz, kennen sich kaum untereinander. Eine Arbeiterin sagte der "China Daily": "Wir verbringen die Freizeit meist mit Schlafen und Surfen im Internet - wir gehen selten raus." (dpa/ajf)