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China will Handy-Importe einschränken

11.09.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die chinesische Regierung plant offenbar Maßnahmen, um die gegenwärtige Überproduktion von Mobiltelefonen im eigenen Land in den Griff zu bekommen. So soll es einheimischen Herstellern künftig erschwert werden, ausländische Handys zu importieren und unter der eigenen Marke zu verkaufen. Entsprechende Maßnahmen bereite das Ministerium für die Informationsindustrie vor, berichtet das "Wall Street Journal".

In China verfügen allein 25 einheimische Firmen über eine Lizenz zur Mobiltelefonproduktion. Häufig handelt es sich dabei um Hersteller von Elektronik- und anderen Konsumgütern. Da ihnen häufig das nötige Knowhow für den Start einer eigenen Handy-Fertigung fehlt, decken sie sich mit Mobiltelefonen von koreanischen und taiwanesischen Anbietern ein. Den zwölf internationalen Handyherstellern, die in China ihre Produkte anbieten, ist diese Praxis ein Dorn im Auge: Sie führte nicht nur zu einem massiven Überangebot am Markt - in den vergangenen zwei Jahren erzielten die einheimischen Firmen mit ihren Produkten einen Marktanteil von mehr als der Hälfte, ohne viel eigene Innovation beizusteuern. Gleichzeitig besteht dem Bericht zufolge inzwischen ein Auftragsrückstand von vier Monaten, der die Anbieter zu Preissenkungen zwingt und die Rendite drückt.

Obwohl Details zu den geplanten Änderungen bislang noch nicht vorliegen, wird das Vorhaben von den ausländischen Wettbewerbern begrüßt. Die chinesischen Produzenten beginnen sich indes auf die anstehenden Restriktionen vorzubereiten. So plant TCL, einer der größten Handyhersteller des Landes, die bis Jahresende komplett auf Eigenproduktion umzustellen. Gegenwärtig importiert TCL noch ungefähr zehn Prozent der Geräte. Auch Legend will künftig mehr in die eigene Entwicklung stecken. Seit Juni hat der größte PC-Hersteller Chinas schon insgesamt elf Modelle intern entwickelt.

Um die anstehende Konsolidierungswelle zu überleben, kooperieren einige Handy-Anbieter inzwischen mit Chipherstellern wie Motorola, Texas Instruments oder Wavecom. Die ausländischen Partner liefern dabei die Innereien, "made in China" sind dagegen Bedienungssoftware und Gehäuse. (mb)