Experten warnen vor Netzausfällen

China: Mit Olympia zur Industriespionage?

08.04.2008
Unternehmen sollten sich nach Ansicht von Experten darauf einstellen, dass es während der Olympischen Spiele in ihrer Kommunikation mit chinesischen Handelspartnern oder Zweigstellen zu Störungen kommen könnte.

Angesichts der weltweit immer lauter werdenden Proteste gegen das chinesische Regime zensiert China Protestbilder rigoros und kontrolliert das Internet in erschreckendem Ausmaß. Immer mehr Experten werfen deshalb die Frage auf, in wie weit die elektronischen Kommunikationsmittel - gleichzeitig auch die Lebensadern der globalen Wirtschaft - während der Olympischen Spiele noch reibungslos funktionieren werden. So macht etwa der Virtual Network Operator Vanco darauf aufmerksam, dass bereits im Vorfeld der Spiele Unternehmen - chinesische ebenso wie die Niederlassungen ausländischer Firmen - unter genauer Beobachtung stünden. Mehr als 30.000 chinesische Internet-Polizisten würden das Netz überwachen, um virtuelle Verstöße von Regimegegnern zu ahnden.

Westliche Firmen mit Produktionsstandorten in Fernost, die mangels anderer Infrastrukturalternativen über das Internet kommunizieren, befürchten deshalb laut Vanco, dass sie unter dem Deckmantel der "nationalen Sicherheit" massiven Lauschangriffen ausgesetzt sind. Ziel des Interesses seien dabei wettbewerbssensible Daten wie etwa Produktionspläne. Zu den Olympischen Spielen wird diese Überwachung zweifellos auf Hochtouren laufen. Dabei haben die Lauscher relativ leichtes Spiel: Nach Darstellung von Vanco fließen sämtliche Datenströme durch drei Knotenpunkte in Peking, Schanghai und Kanton.

Neben der Überwachung droht den Unternehmen im Sommer noch eine andere Beeinträchtigung: Sie müssen befürchten, dass dann Neuinstallationen in Sachen Netzinfrastruktur unmöglich sind. Laut Vanco warnen Carrier vor Ort ihre Kunden bereits jetzt, dass zumindest für die Dauer der Spiele sowohl bei Neuinstallationen als auch bei Änderungen an bestehenden Netzen eine "Frozen Period" herrschen wird. Das Netz soll also in seinem status quo eingefroren werden. Als Folge drohten Systemverzögerungen oder -ausfälle. Die Konsequenz für die Unternehmen könnten deshalb Produktionsverzögerungen oder gar Stillstände sein. (hi)