Coachin Petra Ulbrich

Chefs im Ausland scheitern an Privatem

25.02.2016
Von 
Christiane Pütter ist Journalistin aus München.

Die Rückkehr nach Deutschland wiederum kann dann der nächste Schock sein. Das gilt zunächst einmal für den Manager selbst. "Im Arbeitskontext und auch in der gesellschaftlichen Rolle war man im Ausland 'a big fish in a little bowl'. Das äußert sich zum Beispiel in einer viel näheren Zusammenarbeit mit wichtigen Entscheidungsträgern", sagt Ulbrich. Bei der Rückkehr in die alte Heimat kehre sich dieses Bild dann häufig um. "Bei der Eingliederung ins alte Unternehmen erleben die Manager oft eine Degradierung ihrer Kompetenzen", sagt die Coachin. Die Erfahrungen und zugewonnenen Handlungskompetenzen des Expatriates würden nicht wertgeschätzt. "Auf einmal ist man wieder ,a little fish in a big bowl'", so Ulbrich.

Ganz ähnlich zeigt sich das im Privaten, beobachtet die Coachin. "Rückkehrer erleben oft, dass ihre zum Teil großartigen Erfahrungen von Freunden und Familie nicht gehört werden wollen, jedenfalls nicht so häufig, wie es selber als großartig empfunden wird", sagt sie. Das private Umfeld wünsche sich die "alten" Menschen zurück. Da sei es schwer, sich wieder einzufinden.

Auslandsentsendungen systematisch erfassen

"Es wird immer so getan, als ob jeder Mensch sich an jedem Ort zurechtfinden kann, so wie es an jeder Ecke der Welt Ikea oder Coca-Cola gibt", sinniert Ulbrich. "Es gehen aber Menschen mit ganz individuellen Bedürfnissen in eine fremde Welt und es gilt für mich anzuerkennen, dass das kein Kinderspiel ist."

Aus ihren eigenen Erfahrungen heraus hat Ulbrich ein dreistufiges Coaching entwickelt, das sich bewusst an Partnerinnen wendet. Stufe Eins setzt vor dem Wechsel ins Ausland an, Stufe zwei findet während des Auslandsaufenthalts online statt und Stufe drei fängt, wieder in Deutschland, den "Reentry-Kulturschock" ab.

Außerdem spricht sich Ulbrich für eine systematische Nachbereitung solcher Aufenthalte durch die Unternehmen aus. "Meiner Meinung nach sollten die Erfahrungen evaluiert werden und die neu erworbenen Kompetenzen nutzbar gemacht werden", sagt sie. "Eine Form der Nutzbarmachung liegt darin, zukünftigen Expats die bisherigen Erfahrung zur Verfügung zu stellen oder als Mentor zu fungieren. Das stellt die Entsendung in eine größere Sinnhaftigkeit."

Petra Ulbrich ist Betriebswirtin und hat unter anderem eine Erwachsenenbildungseinrichtung in Süddeutschland geleitet. In den Auslandsjahren mit ihrem Mann absolvierte sie eine Coaching-Ausbildung bei den Instituten Interact en Indialogo und ISCA in Barcelona und Wien nach den Qualitätsrichtlinien der Europaen Association of Supervision (EAS). Zusätzlich ließ sie sich zur Interkulturellen Trainerin beim Göttinger Institut für Interkulturelle Didaktik ausbilden.