Coachin Petra Ulbrich

Chefs im Ausland scheitern an Privatem

25.02.2016
Von 
Christiane Pütter ist Journalistin aus München.

Aus ihrer eigenen Erfahrung und ihrer bisherigen Arbeit als Coachin nennt Ulbrich fünf Herausforderungen für mitreisende Partnerinnen:

1. Verlust der gewohnten sozialen Kontakte

Nicht nur die eigenen Kolleginnen und Kollegen fallen weg, auch die privaten Freunde. Für die gibt es zwar Skype. Moderne Kommunikationswege ersetzen aber nie den echten Kontakt. Zudem können und wollen die Freundinnen in der alten Heimat die Situation der mitgereisten Ehefrau nur bedingt nachvollziehen.

2. Anfängliche Isolation im Ausland

Natürlich gibt es oft mehrere deutsche Manager, die am selben ausländischen Standort arbeiten. Dadurch könnten die Ehefrauen Verbündete finden. Das stimmt aber nur für eine oberflächliche Ebene, weiß Ulbrich. Über ihre Ängste oder Sorgen wollen die Frauen miteinander nicht sprechen - schließlich sind ihre Männer Kollegen oder gegebenenfalls auch Konkurrenten. Bis die Frauen Freundinnen gefunden haben, mit denen sie offen reden können, dauert es.

3. Veränderung der eigenen Identität durch Verzicht auf Berufstätigkeit

Oft können die mitreisenden Frauen im Ausland ihren eigenen Job nicht mehr ausüben. Dann fehlen ihnen nicht nur Anerkennung, Erfolg und Geld, sondern auch ein strukturierter Tagesablauf.

4. Kulturschock

Während ihre Ehemänner im vertrauten Unternehmen bleiben, sind die Frauen dem Kulturschock stärker ausgesetzt. Sie haben ja keine berufliche Rückbindung an ihr bisheriges Leben und damit an die Heimat.

5. Verantwortung der Familienmanagerin für die Integration der gesamten Familie

Von der Mutter hängt es ab, wie die Kinder im Ausland zurechtkommen. "Eine Mutter, die sich selbst mit der Entsendung identifiziert, strahlt positiv auf die Kinder aus und erleichtert ihnen die Integration im Gastland", beobachtet Ulbrich. Laufen die Dinge schlecht, riskieren die Eltern, dass die Kinder in ihrer Entwicklung Rückschritte machen.

Wie Ulbrich beobachtet, sind viele begleitende Partnerinnen in den ersten drei Monaten am neuen Wohnort "beinahe euphorisch". Der Reiz des Neuen wirkt. Dann aber setzt die Ernüchterung ein. Im schlimmsten Fall muss der Auslandsaufenthalt abgebrochen werden.

Und wenn es gut läuft? Dann vollbringen alle Familienmitglieder auf vielen Ebenen eine große Adaptionsleistung. "Sie kommen in einer neuen Arbeitswelt zurecht, entwickeln die Fähigkeit, mit Menschen einer neuen Kultur zu agieren", zählt Ulbrich auf. Nicht zuletzt lernen sie, sich in Sachen Klima, Essen und Kleidung anzupassen.