In Europa bald mehr Verbraucher als in den USA

Chancen für die Informations- und Kommunikationsindustrie

13.10.1989

MÜNCHEN (pi) - Wenn in gut drei Jahren die Zollschranken zwischen den zwölf EG-Mitgliedsstaaten fallen, wird der europäische Einheitsmarkt weltweit der größte zusammenhängende Wirtschaftsraum sein. Gute Chancen für neues Wachstum bietet der gemeinsame Markt der Informations- und Kommunikationsindustrie.

Welches Potential im geeinten europäischen Wirtschaftsraum vorhanden ist, verdeutlichen einige Eckwerte: Die Zahl der Verbraucher wird in der EG mit 320 Millionen deutlich höher liegen als in den USA (240 Millionen) und Japan (120 Millionen).

Bereits 1988 erwirtschaftete der europäische Zwölferbund vom gesamten Welthandelsaufkommen - das sind rund 6670 Milliarden Mark - an die 1530 Milliarden Mark (23 Prozent), die USA etwa 1200 Milliarden Mark (18 Prozent) und Japan 666 Milliarden Mark (10 Prozent).

Um die Vorteile eines gemeinsamen Wirtschaftsraumes in Europa voll nutzen zu können, sind von der EG aber noch zahlreiche Rahmenbedingungen zu schaffen, und es bedarf einer intensiven Vorbereitung der verschiedenen Industriesparten.

Eine besondere Herausforderung stellt Europa '92 für die europäische lnformations- und Kommunikationsindustrie dar. Derzeit belegen die europäischen I&K-Unternehmen international lediglich Mittelplätze. Die EG-Kommission bescheinigt ihr jedoch gute bis sehr gute Wachstumschancen. So soll im Bereich der lnformationstechnologie nach den Analysen der Brüsseler Behörde vor allem der Softwaresektor in den kommenden Jahren einen enormen Aufschwung erleben. Europaweit beträgt sein wertmäßiges Volumen derzeit rund 60 Milliarden Mark bis 1992 soll er sich mehr als verdoppeln. Gute Zuwächse werden auch dem Halbleiterbereich prognostiziert, auch wenn auf dem Chip-Weltmarkt bislang noch eindeutig Japan und die USA den Ton angeben und unter den zehn größten Halbleiterproduzenten weltweit derzeit nur ein Europäer zu finden ist. Gemeinsame europäische Projekte wie Jessi sollen hier für Anschluß sorgen.

Gute Chancen ergehen sich ebenfalls für die Telekommunikationsindustrie, wo die Europäer derzeit am Weltmarkt einen Anteil von 20 Prozent halten. Führend in der Telecom-Sparte ist die USA mit einem Anteil von etwa 40 Prozent, während Japan zehn Prozent erreicht.

Starke Wachstumsimpulse gehen sicherlich von der EG selbst ans, die zur Zeit damit beschäftigt ist, ein funktionierendes und leistungsfähiges Telecom-Netz aufzubauen. Dafür gilt es nicht nur die technischen Voraussetzungen zu schaffen (Stichwort: ISDN), sondern auch Normen und Standards zu definieren. Liberalisierung heißt deswegen das Schlüsselwort im europäischen Telekommunikationsgeschehen. Dies betrifft sowohl den Endgerätemarkt als auch die Telecom-Dienste.

Die EG will bereits in diesem und im nächsten Jahr den Zugang zu beiden Märkten vereinfachen. Schon heute sind die Anbieter von Informations- und Kommunikationstechnik aufgefordert, sich auf den gemeinsamen europäischen Markt vorzubereiten. Für die Unternehmen ist es dringend notwendig, die unterschiedlichen nationalen Märkte kennenzulernen und womöglich entsprechende Kooperationspartner zu finden.

Die SYSTEMS '89 wird ihren Teil zum europäischen Binnenmarkt beitragen. Alle namhaften europäischen Unternehmen werden auf dem Münchener Messegelände vertreten sein.