Business-Anwendungen aus dem Web

Champion IE gegen Herausforderer Chrome

28.07.2011
Von 
Diego Wyllie hat Wirtschaftsinformatik an der TU München studiert und verbringt als Softwareentwickler und Fachautor viel Zeit mit Schreiben – entweder Programmcode für Web- und Mobile-Anwendungen oder Fachartikel rund um Softwarethemen.

Firefox in der Kritik

Doch inzwischen wird die Business-Tauglichkeit von Firefox zunehmend in Frage gestellt, wie die CW-Schwesterpublikation "Computerworld" kürzlich berichtete. Mit ihrer Entscheidung anlässlich der Veröffentlichung von Firefox 4, den Update-Zyklus des Browsers deutlich zu verkürzen, sorgte die Mozilla Foundation für massive Verstimmung bei Unternehmenskunden, so zum Beispiel bei IBM. "The Firefox 4 EOL (End of Life) is a kick in the stomach", sagte John Walicki, Manager Workplace and Mobility beim IT-Konzern. Gemeint ist die Absicht Mozillas, neue Firefox-Versionen nun in einem Abstand von nur sechs Wochen zu veröffentlichen und den Support für die jeweils vor-angegangene Version unverzüglich einzustellen.

Walicki könne nach eigenen Angaben den Firefox-Browser nicht mehr einsetzen, weil die für Tests und Rollout nötige Zeit fehle. Sein Unternehmen habe gerade erst aufwendige und kostspielige Tests von Firefox 4 abgeschlossen und wollte bald mit der Einführung beginnen. Durch die Umstellung auf den neuen Release-Zyklus habe er nun die Wahl, Firefox 4 mit möglicherweise gefährlichen Schwachstellen einzuführen, den Testzyklus von Tausenden Applikationen für Firefox 5 neu zu beginnen oder weiter mit der aktuellen Version zu arbeiten. Der bisher betriebene Testaufwand sei damit aber in jedem Fall umsonst, beschwert sich Walicki.

Für die kritischen Worte des IBM-Managers scheint es bei Mozilla zwar Verständnis zu geben. Den eingeschlagenen Kurs deswegen zu ändern, kommt aber wohl nicht in Frage. So kommentierte Firefox-Evangelist Asa Dotzler in einem amerikanischen Blog, dass Firmenkunden für Mozilla praktisch keine Rolle spielen. Firefox werde jeden Tag von Millionen Heimanwendern heruntergeladen. Enterprise-Kunden seien dagegen keine wichtige Zielgruppe, so Dotzler.

Ganz anders stellt sich die Situation bei Google dar, dessen 2008 eingeführter Chrome-Browser auch in Bereichen wie einfaches Deployment, automatische Updates und zentrales Rechte- und Richtlinien-Management punkten kann. Dass der Internet-Konzern sein Produkt immer unternehmensfreundlicher gestaltet, zeigt sich auch daran, dass Google als Alternative zur Exe-Datei jetzt beispielsweise ein MSI-Paket anbietet, das sich von zentraler Stelle auf alle PC-Arbeitsplätze einfach verteilen lässt. Darüber hinaus unterstützt Chrome verwaltete Gruppenrichtlinien. Über vordefinierte Policies und Templates kann der Administrator verschiedene globale Einstellungen vorgeben, unter anderem für Sicherheit und Privatsphäre. Ein weiterer Vorteil von Chrome gegenüber dem Internet Explorer besteht sicher in seiner Plattformunabhängigkeit.

Dass Google die Anforderungen von Firmenkunden ernst nimmt, erkennt man aber vor allem an dem Feature "Google Chrome Frame". Dabei handelt es sich um ein kos-tenloses Plug-in für den Internet Explorer, mit dem man für Altsysteme den IE-Unterbau beibehalten und für moderne Web-Anwendungen die Chrome-Engine nutzen kann. Diese baut auf der quelloffenen und freien HTML-Rendering-Engine WebKit auf, die auch das Fundament von Apples Browser bildet.