CES: Spiel es noch einmal, Yahoo!

09.01.2006
Mit dem neuen Service "Yahoo Go" sollen Kunden auch via Handy und TV-Gerät auf Internet-Dienste und -Inhalte zugreifen können. Die erste Präsentation der neuen Angebote auf der CES in Las Vegas funktionierte allerdings nur holprig.

"Das Internet besteht nicht nur aus Web-Seiten oder einer Arbeitsplatzoberfläche", verkündete Yahoo-Chef Terry Semel anlässlich der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas. Vielmehr biete das World Wide Web eine Infrastruktur, mit deren Hilfe verschiedenste Arten von Kommunikation, Erfahrungen, Unterhaltung und jede Art von Daten verbreitet werden könnten. Auf Basis von offenen Plattformen würden künftig verschiedene Geräte mit dem Internet verbunden sein, um Dienste und Daten abzurufen.

Um für künftige Märkte vorbereitet zu sein, präsentierte Semel in der amerikanischen Spielerstadt das neue Angebot Yahoo Go. Nutzer sollen damit auf zentral im Netz gespeicherte persönliche Daten wie Fotos, Adressbücher oder E-Mails zugreifen können. Das Go-Portal erkennt automatisch, auf welchem Gerät die Inhalte angezeigt werden sollen. Bislang bietet Yahoo Varianten für den PC (Go Desktop), Mobiltelefone (Go Mobile) und Fernsehgeräte (Go TV) an.

Die Generalprobe des Go-Angebots geriet für Yahoo allerdings zu einem Desaster. Als Semel auf der CES den Trailer zum neuen Action-Thriller "Mission Impossible III" zeigen wollte, der im Sommer dieses Jahres anlaufen soll, brach kurzerhand die Internetleitung zusammen. Nur der Auftritt des Hollywood-Stars Tom Cruise rettete den verunsicherten Yahoo-Chef. Erst nach einer Pause konnten die Filmausschnitte präsentiert werden. Auch Yahoos Chief Operating Officer (COO) Dan Rosensweig hatte mit seiner Präsentation des Dienstes Go Mobile kein Glück. Während der Demo tauchte unübersehbar mit einem Mal eine Error-Meldung auf dem Bildschirm auf. Der Yahoo-Manager konnte sich einen Seitenhieb gegen den seiner Meinung nach Schuldigen für das Missgeschick nicht verkneifen. "Wir wissen, welche Software auf diesem Gerät läuft", schimpfte er in Anspielung auf einen großen US-amerikanischen Softwarehersteller.

Um die neuen Dienste im Markt zu etablieren, kündigte Semel verschiedene Kooperationen an. So sollen beispielsweise die Handyhersteller Nokia und Motorola bereits daran arbeiten, ihre Geräte für die Nutzung von Yahoos Go-Dienste vorzubereiten. Gemeinsam mit der Hotelkette Starwood Hotels & Ressorts Worldwide Inc. sollen Internet-Lounges aufgebaut werden. Eine erste Testphase in zwei Sheraton-Hotels in Boston und San Diego werde bereits in Kürze starten, hieß es.

Derzeit liefert sich Yahoo mit anderen Internet-Firmen wie beispielsweise dem Suchmaschinenanbieter Google einen heißen Kampf um die Nutzer. Um diese auf die eigenen Seiten zu locken, bieten die Firmen beinahe schon im Monatsrhythmus neue Dienste an. So hat beispielsweise Google auf der CES in Las Vegas eine neue Plattform für Anbieter von Videodaten im Netz vorgestellt (siehe auch: Google eröffnet Videoladen im Internet). Außerdem versuchen Yahoo und Google mit Musikangeboten zu punkten (siehe auch: Google startet Musikdienst im Web)

Entscheidend an der Entwicklung der Go-Dienste beteiligt war Marco Börries, Senior Vice President of Connected Life von Yahoo. Der deutsche Softwareunternehmer hatte im Februar 2005 seine auf Mobilfunkdienste spezialisierte Firma Verdisoft an Yahoo verkauft und war in die Dienste des US-amerikanischen Portalanbieters getreten. Bekannt wurde Börries durch die Firma Star Division, die er als 16-Jähriger Unternehmer 1984 gegründet hatte, und das Produkt Star Office. Beides verkaufte er im Jahr 1999 an Sun Microsystems. (ba)