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CeBIT: Vodafone attackiert mit UMTS das Festnetz

10.03.2005

HANNOVER (COMPUTERWOCHE) - Der Mobilfunknetzbetreiber Vodafone startet einen weiteren Angriff auf das Festnetz und forciert seine UMTS-Angebote. "Neun von zehn Telefonaten werden noch im Festnetz geführt. Von diesem Kuchen wollen wir für den Mobilfunk ein Stück abhaben", sagte der Deutschland-Chef von Vodafone, Jürgen Kuczkowski, auf der CeBIT in Hannover und bezeichnete UMTS als den Wachstumsmotor der nächsten Jahre.

Die dritte Mobilfunkgeneration UMTS steht deshalb auch im Vordergrund des Messeauftritts von Vodafone. Das Unternehmen präsentiert in Hannover fünf neue UMTS-Endgeräte. Zu den Produkten zählen drei UMTS-Handys: Das Motorola "V1050" mit einem 2,2-Zoll-Farbdisplay, das Nokia "6680" mit zwei integrierten Kameras sowie das "TS 921" von Toshiba mit Klapp- und Schwenkmechanismus.

Darüber hinaus zeigen die Düsseldorfer zwei neue PDAs. Zum einen den "A1000" von Mo-torola mit 208 x 320 Pixel-Tochscreen und zahlreichen Office-Funktionen. Zum anderen den "VPA IV", bei dem zum Schreiben oder Browsen im Web das Display wie bei einem Notebook hinter der Qwertz-Tastatur hochgeklappt werden kann. Neben UMTS ist der VPA IV als Triband-Gerät auch für GPRS- und WLAN-Betrieb ausgelegt. Damit verfügt Vodafone nun insgesamt über zwölf UMTS-Endgeräte im Portfolio.

Damit die UMTS-Dienste von den Kunden stärker angenommen werden, führt der Anbieter neue Tarife ein. Mit den UMTS-Spezialpaketen können Teilnehmer 50, 100, 200 und 500 Gesprächsminuten zum Festpreis von 20, 30, 45 und 95 Euro erwerben. Um den Kunden das Angebot noch schmackhafter zumachen, dehnt der Provider den Dienst auch auf das Ausland aus. Die Telefonminuten können laut Kuczkowski auch in den 16 ausländischen Vodafone-Netzen abtelefoniert werden. Zusätzlich wir dann pro Gespräch eine Einmalgebühr von 75 Cent berechnet. Ein dreiminütiges Gespräch nach Italien würde damit zum Beispiel um 71 Prozent günstiger als im vergleichbaren Standardtarif "Vodafone World".

Der Mobilfunkanbieter will außerdem die höhere Bandbreite seines UMTS-Netzes nutzen, um dem Festnetz Gesprächs- und Internet-Access-Minuten abzujagen. Dazu bietet das Unternehmen jetzt die Dienste "Vodafone Zuhause" und "Vodafone Zuhause Web" an. Außerdem soll im zweiten Quartal das Angebot "Vodafone Zuhause Talk & Web" folgen. Das Produkt "Zuhause" soll eine günstige Alternative zum Festnetzanschluss darstellen und beinhaltet für 20 Euro 1000 Gesprächsminuten ins deutsche Festnetz. Eine Grundgebühr fällt nicht an. Ab dem zweiten Quartal sollen auch Festnetznummern vergeben werden.

Bei dem Angebot "Zuhause Web" handelt es sich um einen speziellen Datentarif für die Nutzung der UMTS-Datenkarte "Mobile Connect Card" in der Heimzone. In dem monatlichen Paketpreis sind für ebenfalls 20 Euro 60 Stunden Nutzung oder 5 GB Datenübertragung enthalten. Mit "Zuhause Talk & Web" wird Vodafone beide Angebote kombinieren. Dazu ist eine Box erforderlich, die der Netzbetreiber derzeit testet und die rund 500 Euro kosten soll. An diesen Router, der den Festnetzanschluss ersetzt, können laut Vodafone auch vorhandene Festnetzgeräte wie Telefone, Faxgeräte, Anrufbeantworter und PCs angeschlossen werden. Eine Verbindung der Rechner ist auch über WLAN möglich.

"Jeder Prozentpunkt, den wir vom Festnetz in den Mobilfunk ziehen, ist eine gewaltige Summe", zeigte sich Kuczkowski angriffslustig. Er räumte aber auch ein, dass die angekündigten Services zur Festnetzsubstitution auch ein neues Geschäftsfeld verkörperten, wo noch viel zu lernen sei. Dabei will Vodafone nicht nur im Privat-, sondern auch im Geschäftskundensegment im Festnetzgeschäft wildern. Mit "Wireless Office" will das Unternehmen Festnetzanschlüsse im Office überflüssig machen und Kernfunktionen der Festnetztelefonie in den Mobilfunk integrieren.

So soll zum Beispiel eine VIP-Funktion die zielgerichtete Umleitung von eingehenden Anrufen auf verschiedene Nebenstellen ermöglichen. Außerdem kann jedem Anschluss eine eigene Kurzwahl zugeordnet werden und lassen sich Telefonkonferenzen mit bis zu sechs Teilnehmern führen. Weitere Features sollen im Sommer folgen. Darüber hinaus wird Vodafone für Geschäftskunden den Service "Push E-Mail" ins Programm nehmen, der elektronische Post automatisch weiterleiten wird. Der Dienst soll noch im ersten Quartal angeboten werden. (pg)