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CeBIT: Flache Fernseher bringen Unterhaltung auf die "Business"-Messe

07.03.2007
Jährliche Umsatzsteigerungen von über hundert Prozent und eine weiter kräftig steigende Nachfrage - davon können einige Branchen nur träumen.

Zur "Business-Messe" CeBIT in Hannover lassen die großen Unternehmen der Unterhaltungselektronik deshalb ihre neuesten Flachbildfernseher als Publikumsmagneten auch nicht zu Hause. So mancher Stand wird vom 15. bis 21. März auf dem Messegelände auf die schlanken Stars als attraktive Blickfänger setzen.

In Sachen Bildqualität haben die Entwickler weiter an Verbesserungen gefeilt. Kinderkrankheiten wie "Klötzchenartefakte" und "Kometenschweife" bei schnellen Bildfolgen gehören bei den aktuellen Modellen der Vergangenheit an. Stand der Technik ist derzeit das so genannte Full HD. Dabei wird in 1080 Zeilen jedes Pixel eines Bildes eins zu eins auf dem Display angezeigt. "Das Full-HD-Logo prangt inzwischen auf rund zehn bis 20 Prozent der Geräte, Tendenz deutlich steigend", sagt Peter Weber von Panasonic. Fernseher mit "Full HD" vor allem in Größen ab 37 Zoll (94 cm) dürften auch in diesem Jahr das Wachstum der Branche antreiben, ist sich auch Martin Beckmann von Sharp sicher.

Mit neuen Technologien haben die Entwickler die Reaktionszeit der Displays weiter deutlich verkürzt und den Betrachtungswinkel erweitert. Ein Highlight aus den Forschungslabors will Sharp mit seinen Flaggschiffen der "Aquos"-Serie demonstrieren. Bei den High-End-Geräten sind die Ingenieure mit der so genannten 100-Hertz-Technologie den Bewegungsunschärfen von LCD-Schirmen zu Leibe gerückt. Da das menschliche Auge Bildfolgen in der bisherigen Frequenz von 50 Hertz nicht ganz scharf wahrnimmt, werden dabei so genannte Zwischenbilder aus je zwei Originalbildern interpoliert. Ein einzelnes Bild bleibt so nicht mehr acht, sondern nur noch vier Millisekunden stehen. "Selbst bei actionreichen Filmen wird das Bild dadurch gestochen scharf und in brillanten Farben dargestellt", sagt Beckmann.

Hieß es noch im vergangenen Jahr, dass Full HD die bestmögliche Auflösung der Displays sei, wird in einem Forschungszentrum in Japan aber bereits die nächste Stufe erprobt - und auch Umweltfreundlichkeit wird künftig groß geschrieben: In Koalition mit Pioneer und Hitachi arbeitet Panasonic dort daran, Plasma-Displays mit vierfacher HD-Qualität herzustellen - bei gleichzeitig radikal reduziertem Energieverbrauch. Einen Prototyp, der bei deutlich verbesserter Leuchtkraft nur noch 70 Watt (statt der 150 bis 200 Watt bei aktuellen Geräten) verbraucht, wollen die Partner auf dem Panasonic-Stand in Hannover präsentieren.

Ob nun Plasma oder LCD die bessere Technologie für die neuen Fernseher ist, darüber streiten weiterhin die Experten. Die beiden Industrielager wollen auf der CeBIT aber auf jeden Fall mit Superlativen protzen. Während Panasonic sein größtes Plasma-Gerät mit einer Diagonale von 103 Zoll zeigt, trumpft der LCD-Pionier Sharp gleich mit 108 Zoll (rund 2,74 Meter) auf - auf Flüssigkristall-Technologie selbstverständlich. Der weltgrößte Flachbildfernseher soll nach Hannover gleich in dreifacher Ausführung kommen.

Für Displays in solchen Übergrößen, die meist für gewerbliche Zwecke genutzt werden, hat die Industrie bislang auf die Plasmatechnologie gesetzt. Noch heute lassen sich weltweit nur in einer Fabrik in Japan Muttergläser in solchen Größen herstellen - und zwar in Sharps neustem Werk in Kameyama. An vierfacher HD-Auflösung arbeiten die Sharp-Ingenieure ebenfalls. Einen Prototyp, der insgesamt 4096 mal 2160 Pixel darstellt, wollen die Japaner auf die CeBIT mitbringen.

Panasonic als Plasma-Spezialist ist inzwischen auch in den LCD-Markt eingestiegen. "Wir bieten LCD-Fernseher aber maximal bis zu einer Diagonale von 32 Zoll an, in größeren Größen ist einfach nach wie vor Plasma die Technologie der Wahl", sagt Weber. Gemessen an den verkauften Stückzahlen hat LCD den Plasma-Geräten allerdings längst den Rang abgelaufen.

Insgesamt wurden nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung GfK in Deutschland im vergangenen Jahr über 2,5 Millionen Flachbildfernseher verkauft. Geräte mit Flüssigkristall-Bildschirm hängten dabei mit einem Zuwachs um 113 Prozent im Vergleich zum Vorjahr die Plasma-Konkurrenz (50 Prozent Zuwachs) deutlich ab. Inzwischen seien über 80 Prozent der verkauften Geräte LCD-TVs, sagt Frank Bolten, Chef von Sharp Deutschland. Im vierten Quartal 2006 stieß allerdings Sony mit seinen LCDs der "Bravia"-Reihe erstmals Primus Sharp vom Thron. Nach Erhebungen der Marktforschungsfirma DisplaySearch rangierte Sony erstmals als Weltmarktführer nach Wert. (dpa/tc)