CeBIT eine 3M-Messe?

28.02.1986

"Auf Anhieb ist es der Deutschen Messe- und Ausstellungs-AG gelungen, die Hannover-Messe mit zwei unterschiedlichen Ausstellungsprogrammen, die im Abstand von rund vier Wochen aufeinander folgend vorgestellt werden, im Aktionskalender der Weltwirtschaft festzuschreiben."

Aus einer Pressemitteillung der Messe-AG Hannover vom Januar 1986

Der Vorstand der Hannover-Messe ist bei den CeBIT-Ausstellern im Wort. Denen mußte er vor dem Messe-Splitting versprechen, er wolle alles tun, um "CeBIT pur" für neue Besuchergruppen attraktiv zu machen. Denn das liegt im vitalen Interesse der Veranstalter: Nur wenn das "WCBIKT", das "Welt-Centrum der Büro-, Informations- und Kommunikationstechnik", als "Messe ohne Messen" überdauert, kann sich Hannover die heimliche Messe-Hauptstadt München vom Leibe halten.

Sollte sich Mitte März abzeichnen, daß das Besucherverhalten falsch eingeschätzt und die Chance der Teilung, CeBIT zu entrümpeln, vertan wurde, dann müßten die Karten neu gemischt werden. Ein CeBIT-Flop, auch nur ein flauer Messeverlauf, käme ja den "Systems", Hausherren in der Isar-Metropole zupaß, die sich mit der "Systec" ein zweites (Computer-) Messebein zugelegt haben.

Die Messe-Manager der Leinestadt sehen das Problem, auch wenn sie das Thema "möglicher Besucherrückgang" herunterspielen oder gänzlich ausklammern (siehe Pressetext). Hannover wird anders. Keine Frage: Eine CeBIT-Schau, der das industrielle Umfeld fehlt, muß an Attraktivität einbüßen. Der Alleinstellungsanspruch ("Messe der Messen") wurde aufgegeben. Für CeBIT als reine Fachveranstaltung gibt es durchaus Alternativen.

Entsprechend gute Gründe haben die Aussteller aus der Computerbranche, nach der Effektivität der CeBIT-Werbemaßnahmen zu fragen. Wasserdicht - oder sollte man sagen: "schneefest"? - ist das neue Konzept nämlich nicht. Fest steht nur: Als "State-of-the-Art"-Termin für das DV-Topmanagement kann CeBIT alleine nicht tragfähig sein.

Für viele Hersteller wird die Präsenz auf der Mammut-Show auch heuer zur Prestigefrage. Man zeigt sich den Presseleuten und der Konkurrenz. Für die Anwenderseite trifft das nicht zu. DV-Leiter, das hat sich bereits in den vergangenen Jahren gezeigt, fahren kaum noch hin. Die Argumente sind einleuchtend: Die Flut der Information ist einfach zu groß - und konzeptionsloses Herumlaufen hält keiner für sinnvoll.

Die März-Veranstaltung soll nach der Vorstellung ihrer Väter denn auch eine "3M-Messe" werden. Idee: Manager, Mittelständler und Maturanten orientieren sich im CeBIT. Das Happening wird nie zustande kommen. Die Brancheninsider - Berater, Ausbilder, Thirdparty-Leute etc. - werden sich schon aus Neugier vollzählig einstellen. Aber wie sieht es bei den Meistern und Schülern aus? Den Handwerker kann man getrost vergessen - der läßt sich durch einen Berater vertreten. Und als Ausbildungsstätte kommt CeBIT allenfalls regionale Bedeutung zu.

Bei älteren CeBIT-Fans überwiegt jedenfalls die Skepsis vor einem selbstgefälligen Wende-Applaus. Selbst wenn alle kämen, so würde dadurch der Messe-Kohl nicht fett: Viele Interessenten machen noch keinen Markt. Auf das Nachmessegeschäft kommt's an - und das kann, mit Handwerkern und Schülern als Kontrahenten, zum Geduldsspiel werden.