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CeBIT: Arcor kontert die T-Com-Services

18.03.2004

Der deutsche Festnetzbetreiber Arcor hat seine Position als Nummer zwei hinter der Deutschen Telekom gefestigt. Das Unternehmen wuchs über dem Marktdurchschnitt und will nun, trotz Kritik am Regulierer, durch Breitbandangebote neue Kunden gewinnen.

Kurz vor Ende des laufenden Geschäftsjahrs am 31. März zog Harald Stöber, Vorsitzender des Vorstandes der Arcor AG, auf der CeBIT eine weitgehend positive Jahresbilanz. In den ersten drei Quartalen setzte der Eschborner Netzbetreiber laut Stöber 1,032 Milliarden Euro um und verbuchte damit ein Umsatzplus von 14 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum aus.

Mit diesem Ergebnis liegt das Unternehmen deutlich über dem durchschnittlichen Marktwachstum des vergangenen Kalenderjahres. 2003 hat der deutsche Festnetzmarkt dem Arcor-Chef zufolge insgesamt um knapp fünf Prozent auf 26,5 Milliarden Euro zugelegt. Gemessen am Umsatz entfielen davon 5,4 Prozent - also gut 1,3 Milliarden Euro - auf seine Company. Arcor belegt damit hinter dem Ex-Monopolisten Deutsche Telekom deutlich Rang zwei im Festnetzgeschäft hierzulande und hat mit 34 Milliarden Telefonminuten fast zehn Prozent des deutschen Volumens vermittelt.

Laut Stöber erwirtschaftet die Vodafone-Tochter 50 Prozent ihres Umsatzes mit Privatkunden, 40 Prozent mit Geschäftskunden und zehn Prozent mit anderen Carriern. Im Consumer-Bereich habe, so die Aussage, besonders die Nachfrage nach breitbandigen Internet-Anschlüssen - sprich DSL - zugenommen, bei den Business-Kunden sei das Interesse an IP-VPN-Lösungen sowie Servicenummern gestiegen.

Bis Ende 2003 hat Arcor bundesweit 335.000 ISDN-Anschlüsse geschaltet. Nicht so hoch fiel die Quote bei den DSL-Anschlüssen aus. Von insgesamt 4,5 Millionen installierten DSL-Zugängen konnten die Telekom-Wettbewerber nur 400.000 auf sich vereinen, 140.000 davon Arcor. Sehr zum Ärger von Stöber, der die Marktmacht der Telekom im DSL-Geschäft als Versagen der Regulierers betrachtet. Er kritisierte in diesem Zusammenhang auch das geplante TK-Gesetz, das keine ex-ante-Regulierung mehr vorsieht, das heißt, die Telekom muss sich nicht mehr wie bisher im Vorfeld neue Tarife von der Regulierungsbehörde genehmigen lassen.

Stöber räumte in Hannover aber auch ein, dass seit Juli vergangenen Jahres durch die Einführung von Preselection und Call-by-Call im Ortsnetz ein intensiver Wettbewerb entstanden sei. "Seitdem haben wir 980.000 neue Vertragskunden gewonnen", sagte der Arcor-Vorstand und ergänzte: "Das zeigt, dass der Markt im Ortsnetz auf den Wettbewerb gewartet hat und warum sich die Telekom mit Händen und Füßen gegen dessen Öffnung wehrt." Kern der Wachstumsstrategie des Eschborner Unternehmens bleibe deshalb die Erschließung der Ortsnetze. Ziel sei es, die Kunden nicht nur mit Sprachtelefonie, sondern auch DSL zu versorgen.

Ebenso wie der Erzrivale aus Bonn hat Arcor auf der CeBIT ein dreistufiges DSL-Angebot angekündigt. Ab sofort können Kunden zwischen 1-, 2- und 3-Mbit-Verbindungen wählen und erhalten dazu pro Monat ein Freivolumen von 1000 Megabyte. Außerdem führt die Company neue, transparentere Sprachtarife ein, mit denen Kunden nun für drei Cent pro Minute rund um die Uhr quer durch Deutschland telefonieren können. Für Gespräche in die Mobilfunknetze gilt ebenfalls ein netzunabhängiger Tarif. Neu ist ferner ein kombiniertes ISDN- und DSL-Paket inklusive 1000 MB Datenvolumen für 31, 90 Euro.

Als Gegengewicht zum umstritten XXL-Tarif der Telekom bieten die Eschborner jetzt auch ein Tarifmodell an, bei dem Kunden von monatlichen Freiminutenpaketen sowie kostenlosem Telefonieren und Surfen am Wochenende profitieren. Stöber machte auf der CeBIT aber keinen Hehl daraus, dass dieses Angebot nur notgedrungen zustande kam. "Der XXL-Tarif hat uns bei der Preselection sehr weh getan. Deshalb mussten wir einen vergleichbaren Service einführen, um keine Kunden zu verlieren", sagte er. Auch in diesem Fall übte der Manager Kritik am Regulierer, weil die Telekom veredelte Services zum Selbstkostenpreis anbieten dürfe, während deren Wettbewerber zum selben Preis nur die nackte Leitung im Ortsnetz vom Ex-Monoplisten einkaufen können.

Stöber schoss sich in diesem Zusammenhang auch auf den von Josef Brauner, T-Com-Vorstand der Telekom, vor der Messe angekündigten Tarif ein, der Kunden ab Herbst deutschlandweit Gespräche für zehn Cent pro Stunde erlauben soll. Er ist sich sicher, dass die Telekom den Tarif nicht kostendeckend anbieten kann und forderte den Regulierer schon heute zu einer sauberen Prüfung auf. Stöber weiter: "Beim 10-Cent-Tarif ist die letzte Messe noch nicht gelesen."

Konkurrenzlos will der Netzbetreiber dem großen Wettbewerber auch nicht das Feld der mobilen Festnetzanschlüsse überlassen. Ebenso wie die Telekom wird Arcor seinen Kunden IP-Telefonie über jeden Internet-Zugang erschließen. Das Angebot soll im Herbst starten und weltweit ohne Roaming-Gebühren möglich sein. (pg)