Service nicht nur für Behörden und Verbände:

CDU-Dienstleister stellt sich dem Markt

30.10.1987

MÜNCHEN (qua) - Kaum hatte er das Systems-Karrierezentrum der COMPUTERWOCHE eingeweiht, eilte Arbeits- und Sozialminister Norbert Blüm zu einer weiteren Premiere: Der CDU-Ableger Dienstleistungs-, Computer- und Software GmbH (Dico-Soft), Bonn, stellte sich jetzt der Öffentlichkeit vor.

"Auf dem freien Markt entscheiden nicht die Behörden, sondern die Kunden", meinte Blüm. Diese Kunden sind nach Auskunft von Dico-Soft-Geschäftsführer Karl Schumacher vor allem Behörden und Verbände, die von dem Dienstleister "schlüsselfertige" Hard-/Software-Lösungen, Rechenzentrums-Dienste, Kongreßplanungen und Direct-Mail-Aktionen beziehen sollen.

Aber auch Interessenten aus der privaten Wirtschaft wird der "Jung-Unternehmer" und CDU-Organisationsleiter nach eigenem Bekunden nicht abweisen. Zwar ist die von Dico-Soft vertriebene Software der Waiblinger Softwarehaus GmbH speziell auf die Bedürfnisse von Verbänden und Behörden zugeschnitten. Doch Schumachers Erfahrungen auf den Gebieten Kongreßplanung und Direct-Mail lassen sich auch Branchen-neutral nutzen.

Diese Erfahrung bildet quasi die immaterielle Grundlage des System- und Service-Hauses. Dazu Geschäftsführer Schumacher: "Wir können jetzt einen beliebigen Rundbrief problemlos an unsere über 700 000 Mitglieder versenden. Dasselbe könnten wir doch auch im Auftrag eines anderen Unternehmens tun." Er beeilt sich allerdings, zu beteuern, daß er aus Datenschutzgründen verpflichtet sei, für den außerparteilichen Gebrauch nicht das Mitgliederverzeichnis der CDU, sondern vielmehr vom Adressenmarkt gekaufte Anschriften zu nutzen.

Schumacher verhehlt nicht, daß einer der Beweggründe für die Verselbständigung der bis dato in die Parteistruktur integrierten Informationsabteilung die Verbesserung der finanziellen Situation in der CDU-Zentrale sei: Die Dienstleistungen der Partei konnten die Landesverbände kostenlos in Anspruch nehmen; den Service eines nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten arbeitenden Unternehmens müssen sie hingegen bezahlen. Andere Kunden habe Dico-Soft bereits an der Angel; Namen sowie Art und Umfang der Aufträge wollte Schumacher jedoch nicht nennen.

Die GmbH wurde im Juli gegründet und im August ins Handelsregister eintragen. Das Stammkapital von einer Million Mark brachte zu 51 Prozent die CDU und zu 49 Prozent die Union-Betriebsgesellschaft mbH (UBG) ein. Vertriebspartner sind neben dem Waiblinger Softwarehaus die Nixdorf AG, Paderborn, sowie der US-Hersteller von Unix-Rechnern Computer Consoles Inc. (CCI), Irvine/Kalifornien. Für den RZ-Service setzen die Bonner ihre Wang-Anlage vom Typ VS 300 ein.