CD-Laufwerke mit Controller-Karten

CD-ROM als Verteilmedium für multifunktionale Arbeitsplätze

31.01.1992

Die CD-ROM (Compact Disk, Read Only Memory), ein "Nur-Lese-Speicher", ist bei entsprechender Stückzahl sehr billig herzustellen. Hans Hagemann* zeigt die Vor- und Nachteile sowie technische Details der Installation für multifunktionale Arbeitsplätze und gibt dazu Tips aus der Praxis.

CD-ROM und Musik-CD sind formal identische digitale Speichermedien, die sich lediglich durch die Art der Interpretation der gespeicherten Daten unterscheiden. Daher nähern sich die Preise der CD-ROM-Laufwerke den niedrigen Preisen der CD-Player deutlich an. Sie werden heute schon ab 500 Mark angeboten.

Auf CD-ROM wurden zuerst Bibliographien und Datenbanken abgespeichert. Die Verlage hatten den kostengünstigen Verteilaspekt im Auge, sahen aber auch, daß Unternehmen, die früher mehrere gedruckte Versionen gekauft hatten, jetzt mit einer CD im Netz auskamen. Die Preise für die optischen Platten wurden dementsprechend hoch angesetzt.

Eigene Controller-Karten bei vielen CD-ROM-Laufwerken

Viele CD-ROM-Laufwerke werden mit eigenen Controller-Karten angeboten, beispielsweise von Hitachi, Sony und Philips. Andere Laufwerke benutzen standardisierte Interfaces wie SCSI-Karten. An letztere können bis zu sieben Peripherie-Einheiten angeschlossen werden.

Der Vorteil davon kommt dann zum Tragen, wenn ein PC zu einem multifunktionalen Arbeitsplatz mit vielen unterschiedlichen Peripherieteilen ausgebaut werden soll.

Im folgenden wird Bezug genommen auf das Hitachi-Laufwerk CDR-1503S und auf den Pioneer CD-Changer DRM-600. Die CD-ROM-Interfaces sind nur teilweise selbstkonfigurierend.

In der Regel müssen sie über einen Jumper auf einen I/O-Adreßbereich eingestellt werden, der für den Computer noch nicht belegt ist. Das ist unproblematisch, wenn die voreingestellte Position (Default-Wert) funktioniert.

Bei einem multifunktionalen Terminal jedoch bedarf es genauer Definitionen der benutzten I/O-Adresse da die Default-Werte von vielen hardwaregestützten Applikationen gleich gewählt werden.

Etwas anders verhält es sich bei der Installation eines SCSI-Interfaces, wie dies in der Verbindung mit dem Sechsfach-Wechsler von Pioneer benutzt wird.

Diese Erweiterung wird beim Booten des Systems schon vor der Konfigurierung über die Datei CONFIG.SYS erkannt und für die Softwarekonfigurierung berücksichtigt. Hier ist es notwendig, einen Interrupt auszuwählen .

CD-ROM-Laufwerke sind im Prinzip mit den Audio-CD-Laufwerken vergleichbar. Von Software unterstützt, können daher von CD- ROM Laufwerken auch Audio-CDs abgespielt werden, wenn ein entsprechender Ausgang vorhanden ist. Allerdings gehen hier die technischen Anforderungen an die Laufwerke auseinander: Für die Musikaufzeichnung wäre eine größere Datendichte interessant, für die Datenaufzeichnung ist vor allem die Zugriffsgeschwindigkeit und die Datentransferrate von Bedeutung. Bei heute üblichen Geräten findet man vielfach beide Möglichkeiten, so bei Hitachi-Laufwerken ebenso wie beim Sechsfach-Wechsler von Pioneer.

Der Einsatz eines Mehrfachlaufwerkes bietet sich vor allem da an, wo einzelne CD-ROM-Anwendungen selbst ist dann frei von manuellen Dauereinsätzen, die das Arbeiten zu einem mühsamen Geschäft machen. Der Plattenwechsel geht jedoch verhältnismäßig langsam vonstatten: Etwa zehn Sekunden verstreichen, bis eine neue CD-ROM zur Verfügung steht.

CD-ROM-Produkte neueren Datums lassen sich von der Betriebssystemebene des Rechners aus ansprechen. Dies wird durch das Aufzeichnungsformat erreicht, das sogenannten High-Sierra-Format, das mittlerweile auch als ISO-Norm 9660 vorliegt. Die Beschaffung eines CD-ROM-Produktes führt oft zu überraschenden Problemen. Meistens wird nur eine Lizenz erworben. In diesem Fall kann der Anwender kein eigenes Archiv einrichten. Die Lizenzierung eines Produktes bedeutet nämlich zumeist, daß die regelmäßige Aktualisierung bezahlt wird, daß aber der Nutzer bei Kündigung des Vertrages das gesamte Produkt zurückgeben muß.

Wesentlich ist, daß durch zusätzliche Treibereinbindungen weiterer Hauptspeicher des Rechners den Anwendungsprogrammen nicht mehr zur Verfügung steht Hier tritt als ein Mangel von MS-DOS die Hauptspeicherbegrenzung auf.

Bei MS-DOS sind Festplatten nur bis zu einer Kapazität von 32 MB direkt adressierbar. Größere Einheiten wurden bisher partitioniert, also in logische Einheiten aufgeteilt. Seit einigen Jahren gibt es mit der "Microsoft Extensions" einen Standardtreiber, der die Beschränkung von 32 MB aufhebt. Es handelt sich um einen Softwaretreiber, der die Funktionsweise von Betriebssystem-Komponenten des I/O-Bereichs auffängt und für die hohen Kapazitäten der CD-ROMs erweitert.

Mit Hilfe eines INSTALL- oder SETUP-Programms wird die Software auf das System übertragen. Installationsvarianten haben zum Teil weitreichende Folgen:

- Vielfach wird ein Programm erzeugt, in das die Systemanpassungen durch das SETUP integriert werden Eine Änderung wird durch Wiederholung der Installationsprozedur durchgeführt. Diese etwas umständliche Art der Installation ist sicher und ermöglicht eine variable Systemanpassung.

- Bei der Installation wird als Systemanpassung eine Parameterdatei eingerichtet. Die dort abgelegten Daten sind oft verschlüsselt und verhindern Transparenz.

- Manche Anwendungsprogramme erlauben eine Systemanpassung nach Programmstart. Hier kann es böse Überraschungen geben, wenn aus dem Programm heraus ein CD-ROM-Laufwerkstyp ausgewählt werden soll und man feststellt, daß das installierte Laufwerk vom Programm nicht angeboten wird.

Die Anbieter von CD-ROM-Produkten sind zwar bemüht für ihre Produkte einheitliche Oberflächen anzubieten, aber allein die Herstellervielfalt führt zu zahlreichen Benutzeroberflächen.

Vielfältige Einsatzbereiche bieten sich an

Die meisten CD-ROM-Produkte verlangen einen freien Hauptspeicherbereich von etwa 380 bis 540 KB. Deshalb muß für viele CD-ROM-Produkte mit eigens angepaßter CONFIG.SYS und AUTOEXEC.BAT neu gebootet werden, wobei diese Systemdateien auf die CD-ROM-Konfigurierung reduziert werden müssen. Das Starten dauert gut eine Minute oder mehr.

Die CD-ROM wird sich im Büro früher oder später durchsetzen. Bibliographische Datenbanken dürften nur dann Erfolg haben, wenn sich die Preisgestaltung ändert. Vielfältige Einsatzbereiche bieten sich an: Software, DV-Bilddaten, Telefonverzeichnisse, Faxverzeichnisse, firmeninterne Verzeichnisse firmeninterne Informationen und Datenbanken .

Es fehlt indes zum Verteilmedium CD-ROM die passende "Festplatte". Ein CD-ROM-Server im Netz mit vielleicht 14 CD-ROM- oder WORM-Laufwerken ist nur ein Schritt auf diesem Weg. Eine Festplatte zeichnet sich neben ihrer Speicherkapazität durch einen schnellen Zugriff aus. Davon ist die CD-ROM-Lösung allerdings noch weit entfernt.

*Hans Hagemann arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universitätsbibliothek Hannover und der Technischen Informationsbibliothek.