CC Compunet wird zu Computacenter

05.11.2004
Anfang 2003 übernahm der britische IT-Infrastrukturdienstleister Computacenter seinen deutschen Wettbewerber GE Compunet. Jetzt gilt die Integration als abgeschlossen.

Mit der Übernahme von Compunet durch Computacenter entstand vor 22 Monaten einer der größten herstellerunabhängigen IT-Infrastrukturdienstleister Europas mit 52 Geschäftsstellen in sechs Ländern. In der deutschen Tochter vollzog sich währenddessen ein grundlegender Wandel von einem regionalen zu einem europaweit agierenden Anbieter - angesichts des schwierigen Marktumfelds in Deutschland keine leichte Aufgabe. Im Geschäftsjahr 2003 ging der Umsatz zum dritten Mal in Folge zurück - um elf Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 956 Millionen Euro. "Computacenter war anfangs nicht sehr glücklich über die Entwicklung in Deutschland", resümiert Markus Huber-Graul, Senior Consultant IT-Services bei der Meta Group.

Inzwischen jedoch gibt sich Colin Brown, CEO von Computacenter Deutschland, zuversichtlich. In der ersten Hälfte 2004 habe das Umsatzminus nur noch bei 1,3 Prozent gelegen. Und im zweiten Halbjahr rechnet Brown wieder mit wachsenden Einnahmen, wozu unter anderem die Zusammenlegung der bislang regional aufgestellten Serviceeinheiten zu einem bundesweit agierenden Service-Provider beitragen werde.

Angesichts der sinkenden Margen im Hardwaregeschäft setzt die ehemalige GE-Tochter nicht erst seit der Übernahme auf Services, auf die mittlerweile rund ein Drittel des Umsatzes entfallen. Vor allem Desktop-Managed-Services - die Verwaltung von dezentralen und Client-Server-Systemen, der Rollout von Rechnern sowie das Outsourcing von Teilen der IT-Infrastruktur - habe dem Unternehmen neue Wachstumsfelder eröffnet. In der ersten Hälfte 2004 legten die Einnahmen aus diesem Geschäft um 18,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu.

Laut Huber-Graul kommt dem Unternehmen dabei seine langjährige Erfahrung als Systemhaus und ein Preis-Leistungs-Verhältnis zugute. Auch Karsten Leclerque, Consultant bei Pierre Audoin Consultants (PAC), lobt die Entwicklung, vor allem wegen der Deals auf europäischer Ebene, die der Provider abschließen konnte. Seiner Ansicht nach wird Computacenter in den kommenden Jahren verstärkt von der steigenden Nachfrage nach Desktop-Services profitieren.

Angesichts des hohen prognostizierten Wachstums versuchen allerdings immer mehr Anbieter, sich ein Stück des Kuchens zu sichern. Nach Einschätzung von Leclerque machen dem Unternehmen vor allem innovative Desktop-Services-Systeme von IBM, EDS und HP das Leben schwer. Auch Services-on-Demand - etwa von Siemens Business Services (SBS) - heizten den Wettbewerb an.

Für problematisch hält der Berater zudem die Tatsache, dass sich Computacenter im Gegensatz zu den großen Service-Providern, weitgehend auf das niedrigmargige Geschäft mit Desktop-Services konzentriert. Rund 70 Prozent der Serviceeinnahmen des Unternehmens entfallen derzeit auf dieses Segment. CEO Brown will die Aktivitäten im Rechenzentrums- und Netzwerkbereich zwar weiter ausbauen. Inwieweit ihm dies gelingt, ist jedoch fraglich, meint PAC-Analyst Leclerque: "Für komplexe Infrastruktur-Outsourcing-Deals, die ein Rechenzentrum umfassen, mangelt es Computacenter an Erfahrung."

Klassisches Hosting und Processing wiederum setze neben dem entsprechenden Personal eine zentrale Rechenzentrumsinfrastruktur auf Länderebene voraus, von der aus das Hosting betrieben werden könne. Auch wenn die britische Muttergesellschaft einige Verträge größeren Umfangs abgeschlossen habe - mit den Deals von globalen Anbietern wie IBM, EDS oder HP seien diese nicht vergleichbar.

Grundsätzlich habe sich die Übernahme als sinnvoller Schritt für beide Seiten erwiesen, um im europäischen Markt Fuß zu fassen und Zugang zu größeren Accounts zu erhalten. "Bei Services im Desktop-Services-Umfeld, die relativ geringe Margen bringen, kann man nur durch Größe, Synergieeffekte und die dadurch erzielten Preisvorteile Wachstum generieren", fasst Leclerque zusammen.

Vor allem auf Applikationsebene fehlten beiden Unternehmen jedoch nach wie vor die erforderlichen Kompetenzen: "Im klassischen SAP-Outsourcing oder in der Prozessberatung sind die großen IT-Dienstleister im Vorteil, wenn der Kunde alles aus einer Hand wünscht." Und schließlich seien diese einem Nischenanbieter in Bezug auf ihr branchenspezifisches Know-how überlegen. "Bei den weltweiten Deals hat Computacenter das Nachsehen", so das Fazit des Beraters.

Firmenchef Brown räumt zwar ein, dass die globalen Wett-bewerber insgesamt besser aufgestellt sind. Seiner Meinung nach bieten aber kleinere Anbieter wie Computacenter besondere Vorteile. So ließen sich vor allem mittelständische Kunden dank der niedrigen und leicht kalkulierbaren Kostenstruktur sowie individuellen Serviceangeboten besser dabei unterstüt-zen, ihre Kosten zu senken. Leclerque sieht das ähnlich: "Viele mittelständische Firmen füh-len sich bei kleineren Service-Providern mit lokalem Account-Management besser aufgehoben", so der Consultant. Zudem tendierten inzwischen zahl-reiche Anwender dazu, ihre IT-Infrastruktur auf mehrere Dienstleister zu verteilen, was wiederum den Nischenanbietern zugute komme.

Aus diesem Grund hat Brown seinem Unternehmen eine verstärkte Mittelstandsorientierung verordnet, die auch die neue, zweigeteilte Vertriebsstruktur widerspiegelt: Vom kommenden Jahr an konzentriert sich eine Sales-Organisation ausschließlich auf den Mittelstand, die andere auf Großkunden.

Auch der geplante Ausbau der "Outtasking"-Aktivitäten, des teilweisen Auslagerns der IT-Infrastruktur, wird in Fachkreisen begrüßt. Nach Einschätzung des Meta-Group-Experten Huber Graul liegt das Auslagern von Hardware und entsprechenden Services im Trend. Das selektive Outsourcing werde in den kommenden Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen." u