Marktdominanz von Sun soll genutzt werden

CASE: DEC und HP liefern Werkzeuge für Sun-Plattformen

01.02.1991

BOSTON (IDG/CW) - Nach zuletzt wenig erfolgreichen Geschäftsergebnissen plant Digital Equipment den breiten Einstieg in das Unix-Softwaregeschäft. CASE-Werkzeuge sollen jetzt für verschiedene Unix-Plattformen ausgeliefert werden - in erster Linie aber für die Sun-Workstations. Ähnliche Pläne verfolgt auch Hewlett-Packard (HP).

Beide Unternehmen haben als Gründungsmitglieder der Open Software Foundation (OSF) angekündigt, ihre eigenen Unix-Varianten auf OSF/1 auszurichten, das auf der Basis des Mach-Kernels entwickelte Unix-Derivat der OSF. Trotzdem beginnen DEC und HP nun damit, dem Unix-International-Mitglied Sun Microsystems und dessen AT&T-Unix-Variante Sunos durch die Lieferung von CASE-Produkten den Rücken zu stärken.

Die Sparc-Systeme von Sun und kompatible Systeme anderer Hersteller stellen derzeit mit weltweit etwa 185 000 Installationen einen Markt dar, den die beiden OSF-Mitglieder nicht länger ignorieren können. Nach Marktforschungsergebnissen von IDC gibt es weltweit keine Workstation, auf der so häufig CASE-Produkte zum Einsatz kommen wie auf den Sun-Plattformen. Etwa 20 bis 25 Prozent seiner Umsätze verdankt Sun dem gestiegenen Interesse am Einsatz von CASE-Tools.

Aufgrund dieser Marktsituation wird Digital noch in der ersten Hälfte dieses Jahres seine objektorientierte Entwicklungsumgebung "Trellis" unter Sunos verfügbar machen. Die Software setzt auf einem objektorientierten Datenbanksystem der Objectivity Inc., Menlo Park/Kalifornien, auf. Ebenfalls noch in diesem Jahr sollen weitere CASE-Werkzeuge in die Sun-Systemumgebung portiert werden. Dazu zählen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die unter dem Namen "DEC Fuse" angekündigten Back-end-CASE-Tools für Debugging, Kodierung und Test. Die Werkzeuge sollen als Ergänzung der "VAX-Set"-Produkte ab März unter Ultrix auf den RISC-Systemen von DEC zum Einsatz kommen.

Doch auch Produkte aus dem sogenannten Cohesion-Konzept, Digitals integrierter CASE-Umgebung, werden nach Informationen von DEC-Mitarbeitern und Third-Parties in die Sun-Welt portiert. Das mit IBMs AD/Cycle-Konstrukt vergleichbare Entwicklungskonzept hat den Vorteil, daß Datenbanksysteme verschiedener Hersteller, die auf unterschiedlichen Plattformen zum Einsatz kommen, über die ATIS-Schnittstelle (A Tool Integration Standard) an das zentrale Repository angeschlossen werden können. Neben diesen CASE-Tools sollen auch Werkzeuge für die Transaktionsverarbeitung auf verschiedenen Unix-Rechnern laufen.

Auch HP will seine Softwareprodukte auf anderen Unix-Derivaten als dem eigenen HP/UX verfügbar machen. Ein erster Schritt ist bereits getan: Die "Softbench"-Entwicklungsumgebung von Hewlett-Packard wird bereits seit einigen Tagen auf Sparcstations von Sun angeboten. Während sich bei DEC die New Software Group in Nashua/New Hampshire mit der Portierung von Software auf verschiedene Unix-Systeme befaßt, will HP in Cupertino/Kalifornien eine Cooperative Computing Group gründen.