Streit um angebliche Fusionsverhandlungen

CAs rüde Methoden stoßen CSC sauer auf

20.02.1998

Das, was vergangene Woche bekannt wurde, hat mittlerweile fast schon die Züge einer Posse angenommen: In einer für die IT-Branche einmaligen Aktion hat der System-Management-Spezialist CA seine Absicht, das Beratungs- und Service-Unternehmen CSC notfalls in Form einer feindlichen Übernahme zu schlucken, selbst publik gemacht. Demnach haben die CA-Topmanager Charles Wang und Sanjay Kumar der CSC-Führung in einem Schreiben ein offizielles Kaufangebot unterbreitet. CA sei bereit, infolge bereits sehr weit fortgeschrittener, aber leider nicht erfolgreich beendeter Übernahmeverhandlungen jedem CSC-Aktionär 108 Dollar cash zu bezahlen. Das entspräche einem Kaufpreis von rund neun Milliarden Dollar, der CA-Angaben zufolge durch Kreditzusagen diverser Großbanken abgesichert ist. Die CSC-Aktie hatte zum Zeitpunkt des Angebots einen Wert von 92 Dollar - die Aktionäre könnten also zufrieden sein. Der Kurs der Notiz stieg prompt um teilweise über 113 Dollar, während die CA-Aktie um mehr als sieben Dollar einbrach.

Bei CSC reagierte man bis dato schroff auf das offensichtlich unerwünschte Angebot von CA. Sowohl in einer Pressemitteilung als auch in einem Brief an die eigenen Mitarbeiter widersprach CEO Van Honeycutt der Darstellung der Charles-Wang-Company, daß man sich in Gesprächen abgesehen vom Preis bereits geeinigt hätte.

Man habe ein "unaufgefordertes und damit feindliches Übernahmeangebot" erhalten, das man "im Interesse der eigenen Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre" dennoch prüfen werde. Die Behauptung von CA, es habe entsprechende Verhandlungen oder gar schon erste Vereinbarungen gegeben, sei "grundlegend falsch". Honeycutt kündigte ferner für Freitag, den 20.02.1998, eine offizielle Antwort des CSC-Vorstands an und kam damit, zumindest indirekt, einem Ultimatum von CA nach. CA-Vize Kumar hatte, wie Anfang dieser Woche durchsickerte, Honeycutt in einem zweiten Schreiben aufgefordert, bis kommenden Montag auf die Offerte seiner Company zu reagieren. Geschehe dies nicht, werde CA den CSC-Aktionären direkt ein entsprechendes Angebot unterbreiten, heißt es darin.

Wurde über Mengenrabatte oder eine Fusion geredet?

Ob es im Vorfeld der CA-Ankündigung nun tatsächlich konkrete Verhandlungen gab, ist ungewiß. Die deutsche CA-Geschäftsführerin Gabriele Rittinghaus berichtet von "offenen und kooperativen Gesprächen" (siehe Interview auf Seite 9), während Klaus-Michael Erben, Sprecher der CSC Ploenzke AG, gegenüber der CW lediglich laufende Kontakte mit CA "bei der Neuverhandlung von Mengenverträgen im Zusammenhang mit Outsourcing-Projekten" bestätigen wollte. Im übrigen verwies Erben auf eine Stellungnahme seines Finanzvorstands Christian Stolorz. Dieser hatte gegenüber dem "Handelsblatt" von einer "unseriösen bis unanständigen Übernahmeattacke" gesprochen und ein Abwehrprogramm aus "Öffentlichkeitsarbeit, besonderer Aktionärspflege, Kapitalstärkung und neuen Allianzen" angekündigt.

CSC Ploenzke befürchtet Flucht von Mitarbeitern

Wie sich sein Unternehmen letztlich gegenüber der CA-Offerte verhalten wird, ließ der deutsche CSC-Sprecher indes offen - stellte aber im gleichen Atemzug fest: "Viele Mitarbeiter, vor allem in Deutschland, sehen die Notwendigkeit einer Übernahme durch CA ganz und gar nicht. Wird sie dennoch vollzogen, dürfte es schwer sein, das Know-how im Unternehmen zu behalten. Die meisten unserer Leute haben attraktive Angebote auf dem Tisch liegen."

Mit dieser Einschätzung ist Erben nicht alleine. Den offenkundigen Versuch von CA, mit Hilfe von CSC zu einem integrierten IT-Konzern aufzusteigen und damit letztlich IBM zumindest als Software-Unternehmen im Bereich System-Management mit entsprechenden Services Paroli zu bieten, halten die meisten Analysten für zum Scheitern verurteilt. CAs Produkt-Flaggschiff "Unicenter TNG" ist zu beratungsintensiv, die Verkäufe stagnierten in letzter Zeit, die Company benötige dringend Service-Know-how, wird seit längerem in Fachkreisen gemunkelt. Dennoch: Das durch eine Fusion entstehende Mammut-Unternehmen von mehr als 50000 Mitarbeitern und gut elf Milliarden Dollar Jahresumsatz könnte sich letztlich als Papiertiger erweisen.

"CA muß seinem Ruf als Staubsauger der Branche Tribut zollen", meint etwa Felix Hamann, Geschäftsführer von Input Deutschland. Zu oft hat sich seiner Meinung nach die Company in der Vergangenheit an ihren "Neuerwerbungen schadlos gehalten"; Produkte wurden übernommen, Mitarbeiter entlassen. Prognose des Marktforschers: "Viele der CSC-Experten, die CA so dringend benötigt, dürften das Unternehmen verlassen." Überdies käme CSC "bei einer solchen Nähe zu einem Software-Unternehmen in den Ruf mangelnder Unabhängigkeit". Ein Urteil, das sich auch bei IDC nicht viel anders anhört: "Die Synergieeffekte eines solchen Mergers wären einseitig zugunsten von CA verteilt", heißt es dort in einer ersten Analyse vorsichtig.