MWC

Carrier suchen Geschäftsmodell für die Internet-Zukunft

16.02.2010
Der Vormarsch mobiler Datendienste zwingt die Mobilfunk-Anbieter zur Suche nach neuen Geschäftsmodellen.

Während die Datenmengen in ihren Netzen explosionsartig ansteigen, kommen die Einnahmen angesichts der Verbreitung von Flatrate-Tarifen nicht hinterher. Deshalb formulierte Vodafone-Chef Vittorio Colao auf dem Mobile World Congress in Barcelona einen Plan, wie die Netzbetreiber ihre Zukunft sichern können. Dabei zeichnet sich ab, dass großzügige Pauschal-Angebote bald der Vergangenheit angehören könnten.

Um das nötige Geld für den kontinuierlichen Ausbau zu sichern, müssten die Mobilfunk-Betreiber die Möglichkeit haben, die Renditen in ihren Netzen zu "optimieren", sagte Colao relativ vage. Etwas konkreter wurde da der Telekom-Mobilfunkmanager Rainer Deutschmann. Die Entwicklung gehe vor allem im Inland zwar klar in Richtung Flatrates, sagte er am Dienstag in der spanischen Metropole. In Zukunft werde der Preis der Datenpakete aber mehr und mehr von der Qualität der Dienste abhängen. "Wir werden unterteilen in 'gut', 'besser' und 'am besten'", sagte Deutschmann.

Zugleich will T-Mobile mehr Transparenz bei Datentarifen bieten. Es könne nicht sein, dass Kunden, wenn sie mobile Datendienste im Ausland nutzen, mit der Rechnung eine böse Überraschung erlebten, sagte Deutschmann.

Die Mobilfunk-Branche bereitet sich auf eine rapide steigende Nachfrage nach Datendiensten vor. Besonders Anwendungen im mobilen Internet lassen die Datenmengen steigen. Die Netzkonzerne müssen Milliarden in den Ausbau der Netze investieren. Unter anderem steht der Übergang zum UMTS-Nachfolgestandard LTE (Long Term Evolution) an, damit das kommende Datenvolumen umgeschlagen werden kann.

Die Netzbetreiber sind derzeit dank der vielen Gesprächsminuten und SMS der umsatzstärkste Bereich der Branche. Mit dem Aufstieg mobiler Internet-Dienste laufen sie aber Gefahr, zu einem mäßig bezahlten Anbieter einer Datenpipeline zu werden, während die Anbieter von Handy-Software das große Geschäft machen. Damit wollen sich die Mobilfunk-Anbieter nicht abfinden.

Deshalb gründeten 24 Mobilfunk-Anbieter in Barcelona eine Allianz mit dem Namen Wholesale Applications Community, die Programme plattformübergreifend entwickeln soll. Colao forderte, dass Software-Entwickler die Möglichkeit haben sollten, direkt mit den Netzbetreibern ins Geschäft zu kommen.

Schließlich sollten sich Regulierer auch mögliche Fälle von Marktdominanz ansehen, empfiehl der Vodafone-Chef. Dabei könnte es zum Beispiel um ehemalige Staatsmonopolisten in einigen Ländern gehen oder die beherrschende Position von Google bei Suche und Werbung im Internet. Google ist mit der Allianz um das Handy-Betriebssystem Android auch ein aufstrebender Player im Mobilfunk-Markt.

Android-Handys könnten unterdessen schon bald deutlich günstiger werden. Der deutsche Chiphersteller Infineon kündigte in Barcelona einen neuen, günstigeren Chipsatz für das Betriebssystem an. Damit soll der Preis für Smartphones auf weniger als 150 Dollar sinken. Derzeit kosten die Geräte häufig noch mehr als das Doppelte. "Mit unserer neuen Lösung wollen wir helfen, Smartphones für den Massenmarkt anzubieten", sagte Technikvorstand Hermann Eul der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. (dpa/tc)