Carrier hofft auf Genehmigung fuer internationale Kooperationen Telekom wirbt in Washington und Bruessel um Verstaendnis

17.03.1995

HANNOVER (pg) - Die Telekom erwartet aus Bruessel gruenes Licht fuer das Joint-venture Atlas mit France Telecom. Die Bonner rechnen ferner damit, noch dieses Jahr von den US-Behoerden die Genehmigung zum Einstieg beim US-Carrier Sprint zu bekommen. Beide Kooperationen sollen System- und Geschaeftskunden der Telekom Plattformen fuer globale TK-Services bereitstellen.

"Die Telekom ist zuversichtlich, bis Ende des Jahres die Genehmigungen fuer Atlas und Sprint zu erhalten", sagte Carl- Friedrich Meissner, Vorstand Systemkunden, gegenueber der Presse auf der CeBIT. Sowohl mit Atlas - dem geplanten Gemeinschaftsunternehmen mit France Telecom - als auch der Beteiligung an Sprint beabsichtigt die Telekom, mit ihren Partnern multinatinal operierende Grosskunden zu adressieren. Dieser Markt, so Meissner, koenne nur partnerschaftlich erobert werden.

Das Argument, der franzoesische und deutsche Markt seien fuer US- Wettbewerber verschlossen, will die Telekom nicht gelten lassen. "Unser Markt ist viel offener, als mancher in den USA das bisher sehen wollte", erklaerte das Vorstandsmitglied in Hannover. Es gelte jetzt, sowohl in Washington als auch in Bruessel das richtige Verstaendnis fuer die beiden Maerkte zu wecken, meinte Meissner auf Anfrage der COMPUTERWOCHE.

Die von Karel van Miert, dem fuer Wettbewerb zustaendigen EU- Kommissar, gegen Atlas geaeusserten Bedenken bezeichnete Meissner als reines Verstaendnisproblem. Die Telekom habe fristgerecht zum 6. Maerz einen von der EU-Kommission vorgelegten Fragebogen zu Atlas beantwortet. Laut Meissner hat Bruessel der Telekom Auflagen erteilt, zum Beispiel, dass fuer Tochterunternehmen die gleichen Wettbewerbsbedingungen gelten wie fuer andere Carrier, die bei der Telekom entsprechende Leitungen anmieten.

Meissner kritisierte den in Bruessel verbreiteten Denkansatz, den TK-Markt nach Produkten zu zerlegen. Die Zustimmung fuer eine Allianz wie Atlas duerfe nicht nach Produktkriterien erfolgen, sondern der Entscheidung muesse eine treffende Einschaetzung des weltweiten Wettbewerbs zugrunde liegen. "Der globale Markt ist der brisante", sagte Meissner und fuegte hinzu: "Der Kunde benoetigt aus vielen Services und Produkten seine individulle Loesung."

Als Erfolg der Telekom bei der Vorbereitung auf den internationalen Wettbewerb wertete Meissner die Schaffung der DeTeSystem. Der anvisierte Umsatz von 1,1 Milliarden Mark sei bei wesentlich geringeren Kosten als geplant erreicht worden. Mit Netzdiensten setzte der Carrier 1994 in den Bereichen Geschaefts- und Systemkunden 765 Millionen Mark um und uebertraf damit den Forecast um 25 Prozent. Die Geschaeftskunden-Division insgesamt erwirtschaftete im vergangenen Jahr rund 26 Milliarden Mark.