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Carly Fiorina geht in Sachen Compaq in die Offensive

19.12.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Carleton "Carly" Fiorina, CEO von Hewlett-Packard, hat für den Fall einer erfolgreichen Fusion mit Compaq ein stärkeres Umsatzwachstum des resultierenden Gemeinschaftsunternehmens in Aussicht gestellt als ursprünglich prognostiziert.

Fiorina erklärte im Gespräch mit der "Financial Times", HP und Compaq hätten intern drei verschiedene Szenarien verwendet, was Synergieeffekte und Umsatzentwicklung nach einer Fusion angehe. Das erste geht von Einsparungen in Höhe von 2,5 Milliarden Dollar aus und wurde bereits öffentlich kommuniziert. Der zweite Entwurf sehe aggressivere Kosteneinsparungen vor (und damit vermutlich auch mehr Entlassungen, Anm. d. Red.).

Das dritte Szenario schließlich geht von größerem Umsatzwachstum aus als bislang vorhergesagt. "Die Teams sind ganz begeistert von Fall C", erklärte Fiorina, ohne aber näher ins Detail zu gehen. Die Konzernchefin verwehrte sich auch gegen Spekulationen, HP werde seine finanziellen Ziele anheben, um seinen Anlegern den geplanten Deal schmackhafter zu machen.

CFO (Chief Financial Officer) Bob Wayman ergänzte, bei "Fall C" handele es sich vermutlich um die ersten internen Berechnungen, die HP und seine Berater angestellt hätten, als der Merger erstmalig aufs Tapet kam. Die Forecasts seien anschließend reduziert worden, um bei Analysten und Anlegern keinen unrealistischen Eindruck zu hinterlassen.

Im kommenden Monat startet HP eine "Roadshow", um vor allem institutionelle Anleger von Sinn und Nutzen des Geschäfts zu überzeugen. Beide Unternehmen wollen dann neue Details dazu veröffentlichen, wie sie sich die nötige Integration vorstellen und bereits kurzfristig Erfolge verbuchen wollen. Auch die erwartete Umsatzentwicklung nach einem Merger soll genauer beleuchtet werden. HP selbst hatte bislang prognostiziert, unmittelbar nach Abschluss des Deals könne es zu Mindereinnahmen von bis zu fünf Prozent kommen - Analysten halten dies für übertrieben optimistisch und gehen eher von 15 Prozent aus. Bevor es - frühestens im Februar 2002 - zu eine Abstimmung der Aktionäre komme, hätten aber sowohl HP als auch Compaq zunächst noch ein Quartal abzuschließen.

Fiorina kündigte ferner an, Hewlett-Packard wolle bis Ende des Jahres die Europäische Kommission formal über den Deal informieren. Man habe im Vorfeld bereits intensiv mit den Brüsseler Kartellhütern verhandelt, aber mit dem Filing abwarten wollen, bis man sicher gewesen sei, dass die EU das geplante Geschäft innerhalb einer Frist von 30 Tagen absegnen werde. (tc)