Die Tops und Flops des Jahres

Capgemini-Studie "IT-Trends 2013"

01.04.2013
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Die von Analysten beschriebenen Zukunftsthemen lassen viele IT-Entscheider kalt. Sie kümmern sich lieber darum, Infrastruktur und Datenqualität im Griff zu behalten.
Virtualisierung ging als Topthema ins Ziel.
Virtualisierung ging als Topthema ins Ziel.
Foto: Jameschipper/Fotolia

Spannend ist anders: Ganz oben auf der CIO-Agenda stehen auch in diesem Jahr wieder Dauerbrennerthemen wie Virtualisierung, Integration von Standard-und Individualsoftware sowie Datenqualität und Master Data Management. Neu unter den Topprioritäten ist die Implementierung und Einhaltung von unternehmensweiten Sicherheitsvorkehrungen. Das ergab die jüngste "Top-und-Flops"-Studie von Capgemini.

Zum zwölften Mal hat das Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen soeben seine IT-Trend-Untersuchung vorgelegt. Die Ergebnisse basieren heuer auf der Befragung von 168 IT-Entscheidern aus Unternehmen im deutschsprachigen Raum. Die Auskunftgeber sind auf Geschäftsführungsebene beziehungsweise im oberen Management des jeweiligen Betriebs angesiedelt. Der Befragungszeitraum lag zwischen dem 24. September und 26. Oktober 2012.

Zukunftssicherung des Unternehmens

Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren unterschieden die Frager diesmal nicht zwischen den Themenkomplexen "Zukunftssicherung" und "Effizienter IT-Betrieb". Der Grund: Es gibt hinsichtlich dieser Themen eine große Schnittmenge. Außerdem dient das, was den IT-Betrieb effizienter macht, in vielerlei Hinsicht der Zukunftssicherung des Unternehmens.

"Auch 2013 stehen Technolgien im Fokus, die die Kosten senken und die Effizienz erhöhen, die Daten erschließen und die Sicherheit verbessern", so fasst Capgemini die Studienergebnisse zusammen. Das lasse sich am Beispiel des Trendthemas Big Data belegen: Statt auf die komplexe und deshalb problematische Analyse unstrukturierter Informationen konzentrierten sich die Unternehmen lieber wieder auf die Auswertung ihrer eigenen - strukturierten - Produktions-, Vertriebs- und Einkaufsdaten, die allerdings erst einmal standardisiert und konsolidiert werden müssten.

Virtualisierung und kein Ende

Das wichtigste Thema für die IT-Entscheider stellt in diesem wie im vergangenen Jahr die Virtualisierung dar. Wie Capgemini erläutert, sind Kosten- und Effizienzverbesserungen im Infrastruktursektor weitgehend ausgereizt. Es gebe nur noch wenige Techniken, mit denen sich weitere Potenziale ausschöpfen ließen. Und die Virtualiserung rangiere dabei ganz vorn. Umso mehr, als sie die IT auch flexibler mache, sie also in die Lage versetze, schneller auf neue Anforderungen zu reagieren. Als Bremsklotz erwiesen sich allerdings die "teilweise noch aus der physischen Welt stammenden" Lizenzmodelle. Ihretwegen seien längst nicht alle Anwendungen virtualisiert. Mit anderen Worten: Das Thema bleibt den CIOs noch eine Weile erhalten.

Reizthema Security

Die IT-Sicherheit gehört laut Capgemini "zum ureigensten Verantwortungsbereich der CIOs". Von daher sei es wenig verwunderlich, dass die unternehmensweiten Sicherheitsrichtlinien den IT-Verantwortlichen am Herzen liegen. Weit irritierender ist ein anderes Ergebnis der Studie: Erst 56 Prozent der IT-Verantwortlichen haben solche Richtlinien implementiert. Allerdings steht diese Aufgabe bei 36 Prozent auf der Agenda für das laufende Jahr.

Prozesse neu verknüpfen

Ebenfalls unter den Top Five landete einmal mehr die Integration von Standard- und Individualsoftware. Sie gehört eigentlich zu den Themen, mit denen der CIO im Erfolgsfall nicht direkt punktet. Allerdings kann der Misserfolg ihn leicht den Job kosten.

Zudem ermögliche eine gute Integration dem Unternehmen, seine Prozesse neu miteinander zu verknüpfen, erläutert Capgemini - und nennt als Beispiel Fahrzeuge, die sich über Smartphones von Drittanbietern steuern lassen, oder Laufschuhe, die Daten sammeln und dem Anwender über ein Portal zur Verfügung stellen. Vom Innovationspotenzial abgesehen senkt eine durchgängige Prozessunterstützung aber vor allem die Betriebskosten.

Biometrie und NFC sind Flops

Traditionell hat Capgemini auch wieder ermittelt, welche der momentan gehypten Themen die Befragten derzeit mehr oder weniger kalt lassen. Dazu zählen viele Themen mit innovativer Technik, beispielsweise biometrische Zugriffsverfahren und Near Field Communication (NFC).

Die Biometrik sei für die meisten Anwenderunternehmen zu aufwändig und teuer, lautet die Erklärung aus Sicht von Capgemini. NFC habe ein Imageproblem bei den Endkunden, werde sich deshalb für das Micropayment kaum durchsetzen. Und in der Produktionssteuerung und Intralogistik hole die Maschine-zu-Maschine-Kommunikation über SIM-Karten rasant auf.

Kontext noch nicht im Bewusstsein

Das "Context-aware Computing" gilt als Zukunftstrend im Consumer-nahen Anwendungsbereich. Private Handy-Nutzer greifen gern auf Dienstleistungen zu, die ihren Standort und ihre Aktivitäten berücksichtigen (zum Beispiel auf "Google Maps"). In den Unternehmen wird diese Technologie hingegen wenig genutzt. Dabei ließe sie sich unter anderem dazu nutzen, das Hin- und Herspringen zwischen unterschiedlichen Applikationen zu verringern, so Capgemini.

Bei Apps eher Pull- statt Push-Prinzip

Wenig strategische Bedeutung messen die Befragten auch einem anderen Hype-Thema bei: dem Corporate AppStore. Immerhin haben 13 Prozent von ihnen diese Technik implementiert; weitere 19 Prozent planen ein solches Projekt oder haben es bereits in Angriff genommen. Aber von einem Durchbruch kann nicht die Rede sein.

Die Anwender beschränken sich ungern auf mobile Anwendungen, die ihnen von der IT-Abteilung angeboten werden. Und nach Einschätzung von Capgemini haben die IT-Verantwortlichen zähneknirschend akzeptiert, dass bei den Apps eher das Pull- als das Push-Prinzip regiert.

Bring your own? - Lieber nicht!

Weniger bereitwillig akzeptieren die IT-Chefs hingegen den Trend, der unter dem Kürzel ByoD bekannt ist: Bring your own Device schmeckt den sicherheitsbewussten CIOs im deutschsprachigen Raum überhaupt nicht. Neben den Security- und Support-Problemen seien auch lizenz- und steuerrechtliche Fragen ungeklärt, präzisiert Capgemini die Bedenken. Deshalb trieben die IT-Verantwortlichen das Thema kaum aktiv voran. (qua)