Großaufträge haben sich verschoben

Cap Gemini reduziert seine Prognosen

09.01.2004
MÜNCHEN (CW) - Beim französischen IT-Dienstleister Cap Gemini Ernst & Young (CGEY) herrscht schlechte Stimmung: Mit einer neuerlichen Umsatz- und Gewinnwarnung hat der Konzern für Verunsicherung gesorgt.

Europas größter IT-Dienstleister CGEY hat sich auf eine trübe Jahresbilanz 2003 eingestellt. Mit der zweiten Gewinnwarnung innerhalb von Monaten schockte das Unternehmen die Börse, als Folge gab der Kurs der CGEY-Aktie um rund 13 Prozent nach. Analysten zeigten sich unzufrieden mit der Leistung des Managements und der Finanzplanungskompetenz. Goldman Sachs etwa senkte die Kaufempfehlung von "Outperformer" auf "In-Line" und begründete dies unter anderem mit dem angeschlagenen Vertrauen der Investoren. Zudem bezeichneten die Investmentbanker ihre bei CGEY für 2004 angepeilte operative Gewinnspanne in Höhe von 5,1 Prozent als "zu ambitioniert".

Als Grund für die schwache Entwicklung gab der IT-Dienstleister an, dass sich der Abschluss diverser Großverträge verzögert habe. Dies betreffe vornehmlich die USA, aber auch einen auf 300 Millionen Euro geschätzten Kontrakt in den Niederlanden. Aufträge habe man jedoch nicht verloren, versuchte das Management die Wogen zu glätten. Die verschobenen Abschlüsse sollen im laufenden Jahr unter Dach und Fach gebracht werden. An den Zielen für 2004 hielt CGEY fest, ohne diese näher zu spezifizieren.

Die negative Tendenz kam überraschend, weil die Franzosen zuletzt einen spektakulären Großauftrag der britischen Finanzbehörde an Land ziehen konnten. Bei dem Kontrakt, der über zehn Jahre läuft und ein voraussichtliches Volumen von mehr als vier Milliarden Euro hat, waren die Wettbewerber EDS und Accenture ausgestochen worden. Sie verloren nicht nur die Schlacht, sondern einen wichtigen Bestandskunden, der zudem aus seiner Unzufriedenheit mit den geleisteten Services keinen Hehl machte.

In Zahlen ausgedrückt bedeutet die negative Entwicklung bei CGEY, dass Firmenchef Paul Hermelin im zweiten Halbjahr nur mit Einnahmen von geschätzten 2,7 Milliarden Euro rechnen kann. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte der Konzern noch 3,3 Milliarden Euro umgesetzt, in der ersten Jahreshälfte 2003 waren es genau drei Milliarden Euro gewesen. Von der sich allmählich stabilisierenden Situation, die CGEY noch vor Monaten erkannt haben wollte, ist nicht mehr viel übrig geblieben. In der reduzierten Herbstprognose hatten die Franzosen einen Halbjahresumsatz knapp unter drei Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

Reduzierte Ziele sind inzwischen keine Seltenheit bei CGEY: Nach der Übernahme der IT-Consulting-Division von Ernst & Young im Jahr 2000 hatten sich die Geschäfte zwar zunächst positiv entwickelt. Im Zuge der Branchenkrise musste der Konzern im Jahr 2001 allerdings dreimal die Prognosen korrigieren und neun Prozent der Mitarbeiter entlassen. Darunter befand sich auch CEO Geoffrey Unwin. Sein Nachfolger Paul Hermelin, der bis dato amtierende Chief Operating Officer (COO), musste in der Bilanz des Folgejahres 2002 Management-Fehler einräumen und sich für einen Nettoverlust von über 500 Millionen Euro rechtfertigen. Weitere Entlassungen folgten.

Aber nicht nur der Umsatz von CGEY bleibt im zweiten Halbjahr 2003 hinter den Erwartungen zurück, auch die operative Gewinnspanne wurde reduziert. Sie wird aktuell mit zwei bis drei Prozent angegeben, nachdem im Herbst vier Prozent in Aussicht gestellt worden waren. Diese Zahl hatte CGEY wiederum von zuvor fünf Prozent senken müssen. Die Bilanz für das abgeschlossene Geschäftsjahr 2003 präsentiert der Konzern am 26. Februar. (ajf)