Spekulationen über Zerwürfnis mit der Unternehmensspitze

Cap-Debis-Geschäftsführer Green verläßt Ende '92 das Unternehmen

11.12.1992

MÜNCHEN (CW) - Kaj Green, Mitglied der Geschäftsführung der Debis Systemhaus GmbH und Vorsitzender des gemeinsam mit der Cap Gemini Sogeti (CGS) gegründeten Softwarehauses Cap Debis, wird den Debis-Konzern zum Jahresende verlassen. Green habe seine Konsolidierungsaufgabe erfüllt, lautet die offizielle Begründung - inoffiziell wird von einem Zerwürfnis mit dem Management gesprochen.

Exakt ein Jahr stand der schwedische Top-Manager an der Spitze des Anfang 1991 entstandenen Softwarehauses. In dieser Zeit, so heißt es in einer Debis-Mitteilung, habe Green die Integration der zusammengeführten Gesellschaften vorangetrieben und eine Neuordnung der sich teilweise überlappenden Gesellschaften herbeigeführt. Jetzt werde sich Green neuen Aufgaben in Europa zuwenden.

Daß er dabei nicht mehr in Diensten des Daimler-Konzerns stehen wird, gilt als sicher. Green habe derzeit vier Optionen, heißt es, zwei Angebote vom Cap-Gemini-Konzern, dem der Manager seit 1979 verbunden ist, und zwei weitere Offerten von anderen Unternehmen.

Widerstand gegen Greens Restrukturierungspläne

Green zählt derzeit zu den Lieblingen der Wirtschaftspresse. Das "Handelsblatt" kürte ihn unlängst zum" Manager der Woche", die "Wirtschaftswoche" beschrieb ihn als erfolgreichen Gegenspieler von Debis-Systemhaus-Chef Karl-Heinz Achinger. Green genieße - im Gegensatz zu Achinger - bei seinen Konsolidierungsmaßnahmen die volle Rückendeckung von CGS-Chef Serge Kampf sowie von Manfred Gentz, dem Vorstandsvorsitzenden der Debis AG.

Um so unverständlicher erscheint der plötzliche Rückzug des Cap-Debis-Chefs. Ein Insider berichtet, der Schwede habe mit seinen modernen Vorstellungen, zu denen etwa der Abbau ausufernder Hierarchien zählte, bei ehemaligen Daimler-Mitarbeitern auf Granit gebissen. Zwar trage sich auch Systemhaus-Chef Achinger mit Restrukturierungsplänen, verfolge diese aber bei weitem nicht so energisch wie Green. Dem Skandinavier seien von seiten des Systemhauses immer wieder Steine in den Weg gelegt worden.

Die eigentlichen Schwierigkeiten des Debis Systemhauses, so wird in der DV-Branche längst offen diskutiert, liegen in Bereichen, mit denen Green wenig zu tun hat - nämlich im RZ-Geschäft. Das neben der Cap Debis Software und Systeme GmbH zweite wichtige Standbein des Systemhauses, die Computer Communication Services GmbH (CCS), leidet vor allem darunter, daß sich der Outsourcing-Markt bisher nicht so entwickelte, wie man erwartet hatte. Unternehmensinterne Abnehmer wie die Rüstungskonzerne MTU, MBB oder Dornier stecken selbst in Schwierigkeiten und müßten deshalb bei den DV-Investitionen kürzer treten. Aus diesem Grund werde mit schweren Umsatzeinbußen gerechnet.

Daß Green bei seinen Restrukturierungsarbeiten mit für Daimler-Verhältnisse ungewöhnlichem Engagement vorgegangen ist, bestätigt Wolfgang Brunner, Gesamtbetriebsrats-Vorsitzender des Debis Systemhauses. Selbst wenn der Manager keineswegs "mit dem deutschen Betriebsverfassungs-Gesetz" in der Hand erschienen sei, hätten die Mitarbeiter den "neuen Wind" im Unternehmen doch positiv bewertet.

"Wir mußten im Zusammenhang mit der Umstrukturierung ein bißchen bremsen - das hat mir sogar leid getan", gesteht der Betriebsrat.