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Call-Center-Branche droht massiver Arbeitsplatzverlust

19.02.2008
Von pte pte
Die Call-Center-Branche befindet sich in einem Stimmungshoch. Bis zum Jahresende werden allein in Deutschland rund 450.000 Menschen in einem Call Center arbeiten. Experten warnen jedoch bereits vor der zunehmenden Konkurrenz aus Osteuropa und Asien. "50 Prozent der Call-Center-Arbeitsplätze in der DACH-Region werden bis 2018 verschwinden", zeichnet Thomas Kloibhofer, Vorstand des Competence Call Centers http://www.yourccc.com , im Rahmen des derzeit stattfindenden Branchentreffs CallCenterWorld 2008 http://www.callcenterworld.de in Berlin ein düsteres Zukunftsbild.

Während im Nearshoring-Segment aufgrund steigender Löhne und der hohen Fluktuation deutschsprachiger Call-Center-Agents kaum noch Kostenvorteile zu generieren seien, steige der Konkurrenz- und Kostendruck aus dem asiatischen Raum. Bereits jetzt absolvieren Kloibhofer zufolge jährlich rund 250.000 indische Nachwuchskräfte einen Deutschkurs. In Zukunft werde sich auch die Türkei zu einem Ernst zu nehmenden Outsourcing-Ziel entwickeln. "Nur die qualitativ hochwertigen Dienstleistungen werden in der DACH-Region bleiben", betont Kloibhofer.

Auch Manfred Stockmann, Präsident des Branchenverbands Call Center Forum Deutschland (CCF) http://www.ccf-ev.de , beurteilt die aktuelle Lage der Call-Center-Industrie mit einem "lachenden und einem weinenden" Auge. Einerseits wachse die Branche stetig und schaffe neue Arbeitsplätze. So investiere die Call-Center-Industrie jährlich vier Mrd. Euro in die eigene Infrastruktur. "Bereits jetzt arbeiten 1,2 Prozent der deutschen Erwerbstätigen in einem Call Center", so Stockmann. Damit liege Deutschland in Europa zwar im Vorderfeld. Der Vergleich mit den USA, wo der Anteil zehn Prozent beträgt, zeige aber das Potenzial auf.

Andererseits leide die Branche aber unter dem schlechten Image in der Öffentlichkeit, das bereits negative Auswirkungen auf die Arbeitsplatzsituation habe, klagt Stockmann. Ein kleiner Prozentsatz "schwarzer Schafe" laste dabei auf der Industrie. "Unser Problem ist die große Multiplikatorenwirkung und das emotionale Produkt, das die Call Center verbreiten", so der CCF-Präsident.

Obwohl auch der Fachkräftemangel die Call-Center-Welt mittlerweile eingeholt hat, sehen die Brancheninsider dennoch Gründe zum Feiern. Einer aktuellen Studie der CallCenterWorld-Veranstalter Management Circle AG zufolge planen 75 Prozent der befragten Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten Neueinstellungen. Auch die 2006 eingeführten neuen Ausbildungsberufe finden bereits Anklang. So bilden schon 18 Prozent der Unternehmen aus. Weitere 18 Prozent planen dies und rund 80 Prozent investieren bereits jetzt mehr als zwei Wochen in die Einarbeitung neuer Mitarbeiter.

Ein Gradmesser für die aktuell gute Stimmung in der Call-Center-Branche sind auch die neuen Rekordwerte bei den Ausstellerzahlen der CallCenterWorld 2008. "Die CallCenterWorld hat sich im zehnten Jahr ihres Bestehens zu Europas größter Fach- und Kongressmesse im Call-Center-Bereich entwickelt", sagt Helga Haag, Sprecherin der Management Circle AG. In diesem Jahr verzeichnet die Messe 228 Aussteller auf einer Fläche von 7.300 Quadratmetern. In den fünf Hallen werden insgesamt 6.500 Kongress- und Messebesucher erwartet.

Pressefotos zur Veranstaltung finden Sie unter http://www.fotodienst.cc/browse.mc?album_id=1622 zum Download. (pte)