CA-World - Produkte und Politik Computer Associates ruft nach Hilfe fuer die Legent-Uebernahme

28.07.1995

NEW ORLEANS (ua) - Computer Associates kaempft mit allen Mitteln darum, die Legent Corp. uebernehmen zu koennen. Um die amerikanische Kartellbehoerde positiv zu stimmen, setzt das US-Softwarehaus auf Agitation: Mehr als 15 000 Besucher der internationalen Benutzerkonferenz "CA-World" wurden von Firmengruen-der Charles Wang aufgefordert, Druck auf die Wettbewerbshueter auszuueben.

Die erste internationale Benutzerkonferenz von Computer Associates (CA), die "CA-World" in New Orleans, praesentierte sich als Kongress der Superlative. Thematisch im Mittelpunkt stand die Legent-Uebernahme, die sich ein weiteres Mal verzoegert hat. Das US- Justizministerium unterzieht den Deal einem dritten Request, einer Ueberpruefung kartellrechtlicher Bestimmungen, mit Frist bis zum 25. Juli 1995, 24.00 Uhr.

Obwohl Wang waehrend der Konferenz nicht muede wurde zu versichern, dass die Legent-Uebernahme gut vorankomme, forderte er die Konferenzteilnehmer auf, die Regierung mit Hilfe einer Petition zu draengen: "Ich brauche Eure Hilfe", warb der CA-CEO und liess Vordrucke verteilen, auf denen lediglich die Unterschrift fehlte.

Der Regierung muesse klarwerden, so Wang, dass CA in einem umkaempften Wettbewerbsmarkt Unternehmen in finanzieller Not kaufe, um Produkte zu retten, und nicht, um sie zu vernichten. Erst aus einer geplanten Zusammenarbeit, die Jerre Stead, seit kurzem Legent-CEO, gewuenscht habe, sei der Uebernahmeplan entstanden.

Kartellrechtliche Bedenken duerfe es schon deswegen nicht geben, weil sich laut Wang die Produktportfolios von CA und Legent lediglich zehn Prozent ueberschneiden. Ueberhaupt komme die Software-Industrie besser ohne Einmischungen der Regierung zurecht: "Wir haben schliesslich einige solide Unternehmen zustande gebracht ohne die segensreiche Hilfe von oben."

Agitation und Produktankuendigungen

Aktuelle Schlagworte von Virtual Reality und Multimedia bis zur Objektorientierung praegten die Ankuendigungen von CA. So soll die kommende Version der Management-Software "CA-Unicenter" mit einer interaktiven 3D-Oberflaeche ausgestattet sein. Mit Nachbildungen der realen Welt werde es dem Benutzer leichter gemacht, durch seine Systemadministration zu navigieren.

Die Version, von CA auf "Unicenter/The Next Generation" getauft, soll zudem fuer System- und Netz-Management-Software von Fremdanbietern offen sein. Dank objektorientierter Technik wuerden sich "Openview" von der Hewlett-Packard Inc., "Netview" von IBM, "Sunnet Manager" von Sun und "SMS" von Microsoft wie auch Netzsoftware von UB Networks oder auch Cheyenne Software einbinden lassen. CA hat im uebrigen das UB-Network-Produkt "Netdirector" gekauft.

Die ersten Entwicklungs-Tools von Unicenter/TNG sollen ab Fruehjahr 1996 zu haben sein; das komplette Produkt werde als NT-Version zum Ende des kommenden Jahres fertiggestellt. Wie Marc Sokol, zustaendig fuer die Produkt-strategie des Softwarehauses, ausfuehrt, sieht CA in den Microsoft-Betriebssystemen die Entwicklungsplattformen der Zukunft. So wuerden die Entwicklungs- Tools

"CA-VisualRealia" und "Visual Objects" zwar OLE 2 und die objektorientierten Erweiterungen der Visual Basic Custom Controls (OCX) unterstuetzen, an einen Corba- beziehungsweise Opendoc- Support sei jedoch nicht gedacht.

Die objektorientierte Erweiterung des relationalen Datenbankzukaufs "Ingres" im vergangenen Jahr, die durch eine Kooperation mit Fujitsu verwirklicht werden soll, rief reges Interesse hervor. Die Release-Plaene sehen die Auslieferung von Entwicklungs-Tools und die Integration der Fujitsu-Datenbank "ODBII" bis zum Ende dieses Jahres vor. Die Objektseite der Hybriddatenbank soll optional zu beziehen sein.