CA verspricht neue Features fuer Ingres und Manman/X Mit einer Ankuendigungsflut will CA die Ex-ASK-Kunden halten

02.09.1994

MUENCHEN (gfh) - Die verunsicherten Kunden von ASK/Ingres erfahren endlich, wie es unter der Regie des neuen Eigners Computer Associates (CA) weitergehen soll. Nach einem eben veroeffentlichten Positionspapier wird die Open-Ingres-Datenbank in CAs System- Management-Umgebung "Unicenter" eingebunden. Ausserdem gibt der Anbieter seine Zeitplaene bekannt.

"Saemtliche von ASK/Ingres angekuendigten Produkte werden sich um rund neun Monate verspaeten", verriet Datenbankberater Dwight Coles der CW-Schwesterpublikation "Infoworld". Tatsaechlich raeumen CA- Sprecher ein, dass die von ASK/

Ingres genannten Auslieferungsdaten nicht einzuhalten sind. So sei die urspruenglich fuer Ende Juli vorgesehene Auslieferung der Datenbank "Open Ingres 1.1" nun erst fuer das zweite Quartal 1995 geplant.

Keine Zeitangaben gibt es zu der Werkzeugreihe "Open Road", die ebenfalls bereits vor einem Monat haette ausgeliefert werden sollen. Allerdings befinde sich eine Windows-NT-Version bereits im Betastadium. Die Varianten fuer Windows 3.1 und Unix/Motif sollen noch in diesem Jahr in die Testphase eintreten.

Diese Verzoegerungen tragen nicht dazu bei, die Verunsicherung der Anwender zu beheben. Schon fuellen sich die Diskussionsforen im Internet bereits mit Anfragen zu Umstiegshilfen von Ingres zu Oracle, Sybase und Informix. Dort sind die Arme weit geoeffnet. So bieten Informix und Oracle entsprechende Migrations-Tools, die bei Oracle sogar kostenlos zu bekommen sind.

Diesen Aktionen begegnet CA mit einem Positionspapier ueber die Zukunft der Ingres-Produkte. Nach dem hierzulande noch nicht freigegebenen Dokument scheint es, als meine es CA ernst mit dem Versprechen, die Ingres-Produkte weiterzuentwickeln.

Funktionserweiterungen fuer eine spaetere Version von Open-Ingres sehen vor, dass sich Daten auf Fremdsystemen wie DB2, IMS, VSAM, Rdb, RMS und Allbase replizieren lassen. Zu den genannten Datenbanksystemen soll es darueber hinaus Gateways geben, die mit den Protokollen LU 6.2, LU 0, TCP/IP und Decnet arbeiten. Geplant sind auch Zugriffsmoeglichkeiten auf die CA-Datenbanken IDMS und Datacom, auf die IBM-Produkte DB2/6000, DB2/OS2 und SQL 400 sowie auf Oracle und die SQL-Server-Varianten von Sybase und Microsoft.

Ausserdem verspricht CA, das Datenbankprodukt in die System- Management-Umgebung "Unicenter" einzubinden. Derzeit arbeite eine Initiativgruppe an einer "Management Information Base" (MIB), in die die System-Management-Komponenten von Open-Ingres integriert werden sollen. Dafuer biete sich das Produkt an, weil es wie Unicenter fuer verteilte Umgebungen konzipiert wurde und zudem ueber Sicherheits-Features verfuege, die laut CA die B1-Stufe der vom Department of Defense festgelegten Richtlinien erreichen. Derzeit werde untersucht, inwieweit sich die Integration fuer die Gebiete Backup und Recovery, Workload- und Sicherheits-Management sowie Konfiguration und Softwareverteilung eigne.

Am wenigsten gewiss ist die Zukunft der von ASK/Ingres uebernommenen Fertigungssoftware Manman-X. Eine Meldung der CW- Schwesterpublikation "Network World", wonach auch sie in Unicenter integriert wird, bezeichnet das Management von CA Deutschland jedoch als reines Geruecht.

Unabhaengig von der Rechtskraft einer richterlichen Anweisung an den hollaendischen Lieferanten Baan, der nun den derzeit aktuellen Quellcode und die Werkzeuge fuer Manman-X an CA ausliefern soll, streiten sich beide Parteien noch darueber, welches die aktuelle Version ist. So ist Baan nicht bereit, die Rechte an den Werkzeuge und an der um wesentliche Funktionen vermehrten Version 3.0 von Triton, wie die Software bei Baan heisst, wegzugeben. Diese Sachlage hindert CA nicht daran, zu versprechen, Manman/X um eine grafische Oberflaeche sowie um Funktionen fuer verteile Datenverarbeitung zu erweitern. Ausserdem verspricht das Unternehmen eine Reihe von zusaetzlichen Features bei den Finanzmodulen des Produkts sowie rasche Anbindung an die Datenbanksysteme von Informix und Oracle. CA-Anwender gehen davon aus, dass sich diese Neuerungen auf eine Manmax/X-Version beziehen, die nicht auf Triton 3.0 beruht.