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CA-Chef Kumar wäscht seine Hände in Unschuld

05.02.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Sanjay Kumar, Chairman und CEO von Computer Associates (CA), nutzte eine Konferenz am gestrigen Mittwoch dazu, jede Beteiligung an dem aktuellen Bilanzskandal seines Unternehmens abzustreiten. "Sie blicken auf die Person, die sich für das neue Bilanzierungsmodell ausgesprochen hat. Ich glaube, ich habe mich in dieser Angelegenheit stets korrekt verhalten", so Kumar gegenüber Analysten.

Wegen der umstrittenen Verbuchung von Einnahmen ermitteln die US-Börsenaufsicht SEC und das US-Justizministerium seit geraumer Zeit gemeinsam gegen CA, daneben befasst sich auch eine interne Prüfungskommission mit den Bilanzen. Diese hatte im November vergangenen Jahres festgestellt, dass im Ende März 2000 abgeschlossenen Geschäftsjahr ein Teil der Umsätze bereits vor Unterzeichung der entsprechenden Lieferverträge verbucht wurden. Daraufhin mussten der Finanzchef und zwei seiner Untergebenen zurücktreten.

Der frühere Senior Vice President of Finance, Lloyd Silverstein, hat sich inzwischen des Betrugs für schuldig bekannt. Presseberichten zufolge erklärte er im vergangenen Monat, er sei von seinen Vorgesetzten angewiesen worden, die Rückdatierung von Verträgen gegenüber den Ermittlungsbehörden zu verschweigen. Wie dem "Wal Street Journal" bestätigt wurde, berichtete Silverstein von Dezember 1998 bis Ende März 2000 an Kumar, damals noch President und Chief Operating Officer (COO) von CA.

Im November 2000 hatte das Unternehmen damit begonnen, Lizenzerlöse nicht mehr direkt im Quartal der Vertragsunterzeichnung, sondern häppchenweise über die Laufzeit eines Vertrags hinweg zu verbuchen. Was kontinuierlichere Umsatzströme sichern sollte, sorgte gleichzeitig für einige Verwirrung bei den Anlegern, da die Einnahmen zunächst zurückgingen und Vergleichswerte des Vorjahres fehlten.

Obwohl sich die Analysten inzwischen darüber einig sind, dass die neue Bilanzierungspraxis von CA einwandfrei ist, bleiben Fragen offen. Offen ist etwa, wie stark mögliche Strafen das Unternehmen belasten werden und in welchem Umfang die verantwortlichen Manager zur Rechenschaft gezogen werden. Erst Mitte Januar hat CA von der SEC eine so genannte Wells Notice erhalten. Darin warnt die Behörde, sie könnte eine Zivilklage gegen den in Islandia, New York, ansässigen Softwarekonzern wegen möglichen Verstoßes gegen Bundesgesetze empfehlen. "Wir wissen, dass die Strafen dafür sehr streng sein können, hoffen jedoch, das Problem positiv lösen zu können", kommentierte Kumar auf der Analystenkonferenz. (mb)