30 Jahre Brotkasten

C64 wieder aufgebaut und ausprobiert

11.06.2013
Von Benj Edwards

Tag 3: Textverarbeitung

Am dritten Tag entschieden wir uns, es mal mit etwas Schreibarbeit zu versuchen. Ein von vornherein abenteuerliches Unterfangen auf einer Maschine, die in der Breite maximal 40 Zeichen darstellen kann. Zuerst aber brauchen wir eine passende Software. Insgesamt drei Programme konnten wir in unserem Wust an C64-Disketten entdecken: OmniWriter, Easy Script und Super Script 64.

OmniWriter, ein 1984 veröffentlichtes Programm von Human Engineered Software, entpuppte sich als die intuitivste, benutzerfreundlichste und leistungsstärkste Software von allen dreien. Easy Script ist dagegen ein einfacher Word-Prozessor von Precision Software, der gerade mal mit dem nötigsten ausgestattet ist. Dadurch fehlen ihm auch wichtige Komfortfunktionen wie der Zeilenumbruch - kein sonderlich beeindruckender Kandidat.

Zu guter Letzt versuchten wir unser Glück mit Super Script 64, ebenfalls von Precision Software, aus dem Jahr 1985. Als Nachfolger von Easy Script fühlt sich das Programm recht ähnlich an, bietet aber bessere Funktionen - unter anderem endlich auch ein Zeilenumbruch, Seitennummerierung, Tabs und mehr.

Unsere ersten Schreibversuche wurden vom furchterregenden Tastaturlayout des Commodore 64 jäh ausgebremst. Mit jedem Tastendruck sind Sie nur wenige Zentimeter davon entfernt, den kompletten Text wieder zu löschen und es existiert keine generelle Backspace-Taste, die in allen Anwendungen die gleiche Funktion hat.

Bedenkt man allerdings den damaligen Preis des Commodore 64, seine Zielgruppe und die Ära, in der er entstanden ist, kann man die Tastatur als durchaus angemessen bezeichnen. Wer sich länger damit auseinandersetzt (das heißt mindestens eine Woche), gewöhnt sich sogar an das katastrophale Layout. Man darf nicht vergessen: Auf der Tastatur des C64 tippten Millionen enthusiastischer Anwender seitenlange Listings ein. Es geht also, man muss es nur wollen und ausreichend leidensfähig sein.