199697 erneut keine Dividende

C 2000 löst US-Tochter Ameriquest weitgehend auf

18.04.1997

Die Entscheidung kommt nicht überraschend. Bereits auf der Ende Februar abgehaltenen Bilanzpressekonferenz 1995/96 hatte Vorstandschef Walter von Szczytnicki von "allen denkbaren Optionen" gesprochen, was das von Beginn an kostspielige Abenteuer USA des Konzerns betrifft. Man habe, wie es seinerzeit hieß, den Aufwand, sieben verschiedene kleinere US-Distributoren zu einem schlagkräftigen Unternehmen zusammenzufassen, "zeitlich wie finanziell unterschätzt".

Der Umsatz von Ameriquest war im abgelaufenen Geschäftsjahr von 480 (1994/95) auf 420 Millionen Dollar gefallen, gleichzeitig mußte ein Minus von 33,6 Millionen Dollar bilanziert werden. Durch die roten Zahlen bei Ameriquest wurde auch das Gesamtergebnis des Konzerns in Mitleidenschaft gezogen. Computer 2000 hatte 1995/96 einen Umsatz von 6,64 Milliarden Mark sowie einen Verlust nach Steuern von 15,7 Millionen Mark ausgewiesen.

Die anhaltend teure Sanierung der seit der Übernahme vor knapp drei Jahren chronisch defizitären US-Tochter bringt Computer 2000, wie das Unternehmen nun mitteilte, in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 1996/97 einen weiteren Verlust von 38 Millionen Mark ein. Zudem geht der Vorstand davon aus, daß auch das gesamte Geschäftsjahr mit einem Fehlbetrag abgeschlossen werden muß, was zu einem erneuten Ausfall der Dividende führen dürfte.

Das Management des Münchner Distributors zog daher die Notbremse. Ameriquest ist mit seiner bisherigen Struktur im US-Markt nicht wettbewerbsfähig, heißt es offiziell. Deshalb müssen den Angaben zufolge weitere Lagerstandorte geschlossen, die Belegschaft nochmals um mehrere hundert Mitarbeiter reduziert und Unternehmensteile verkauft werden. De facto übrigbleiben soll nur noch der Unternehmensbereich Advanced Systems Group, ein Spezialdistributor für High-end-Workstations und -Server. Ziel ist es, die Sanierung von Ameriquest noch in diesem Jahr abzuschließen. Unabhängig davon dürfte jedoch Computer 2000 nach diesem radikalen Abspecken in den USA nur noch ein Nischenanbieter sein.

Computer-2000-Sprecher Andreas Bruck bezeichnete gegenüber der COMPUTERWOCHE die jetzt getroffenen Entscheidungen als Konsequenz aus der Tatsache, daß man das ursprüngliche Ziel, einen sogenannten Broadliner im US-Markt zu etablieren, nicht erreicht hat.