MDM ist nur der Anfang

ByoD und Sicherheit im Mobile Enterprise

23.03.2013
Von 
Uwe Küll ist freier Journalist in München.

Viele Firmen sind noch nicht auf ByoD vorbereitet

"Enterprise Mobility ist mehr als nur Device Management" PAC-Analystin Nicole Dufft
"Enterprise Mobility ist mehr als nur Device Management" PAC-Analystin Nicole Dufft
Foto: Berlecon GmbH

Im Zweifel bringen die Mitarbeiter einfach ihre private Hardware mit und schaffen Fakten. Sie wollen produktiver arbeiten, was ja auch und gerade dem Unternehmen dient. "Das Problem an dieser Entwicklung ist nur, dass sie viele Unternehmen unvorbereitet trifft und viele Entscheider erst jetzt erkennen, dass sie etwas tun müssen", so Dufft. Diese Situation, in der die Anwender die Entwicklung der Unternehmens-IT vorantreiben, ist für die handelnden Personen in den ITK-Abteilungen der Unternehmen, aber auch für deren externe Dienstleister neu. Das zeigte sich in den ersten Reaktionen: Die reichten vom Totalverbot privater Endgeräte im Unternehmen - was in der Regel nicht dauerhaft durchsetzbar ist - bis zum Bring-your- own-Device-Ansatz (ByoD).

Doch ByoD birgt Risiken, wie Michael Mohrbacher, Senior Consultant bei Bridging IT, betont. Er warnt: "Die organisatorischen Aufwände des Projekts sind bei Bring your own Device in der Regel höher als die technologisch bedingten. Es gibt wenig Rechtssicherheit aufgrund fehlender Rechtsprechung und Referenzen zu diesem jungen Themenkomplex." Das Information Security Forum (ISF) bezeichnet die Consumerization der IT in seinem Security Threat Horizon 2015 gar als eine der gefährlichsten Bedrohungen für die IT-Sicherheit in Unternehmen. Die Gefahr durch Trends wie Bring your own Cloud (ByoC) und ByoD besteht einerseits darin, dass Technologien eingesetzt werden, ohne vorher ausreichend getestet worden zu sein. Andererseits werden Informationen häufiger dupliziert, an immer mehr Stellen abgelegt oder sind über immer mehr Devices zugänglich. Unternehmen verlieren dadurch leicht den Überblick und bieten Angreifern mehr Angriffsmöglichkeiten.

Mobile-Device-Management allein greift zu kurz

"Wenn Firmen langfristig sicher und erfolgreich als Mobile Enterprise agieren wollen, müssen sie zunächst erkennen, dass es nicht nur um Device-Management geht", sagt Mobile-Communications-Expertin Dufft. Es geht auch um Apps und um den Zugriff auf BackOffice-Anwendungen - im eigenen Rechenzentrum oder in der Cloud. Und es geht um Content in unterschiedlichster Form, der nicht nur den eigenen Mitarbeitern, sondern auch Kunden und Geschäftspartnern zur Verfügung gestellt wird. Dufft rät: "Im Vordergrund der Entwicklung einer Mobile-Strategie sollte daher die Frage stehen, wer welche Daten und Anwendungen wann, wo, wie und wofür verwendet."

Dazu müssen die Verantwortlichen sich die Frage stellen: Welche Prozesse werden wir zukünftig mobilisieren? Und welche Unterstützung benötigen wir dafür? Die PAC-Analystin ist überzeugt: "Die Mitarbeiter werden künftig über noch viel mehr Zugangspunkte ins Internet gehen" Autos als Hotspots, Fernseher als interaktives Multimedia-Endgerät im Hotelzimmer, interaktive Whiteboards in Meeting-Räumen und Telepresence in öffentlichen Web-Konferenzräumen mit Anbindung von Webconferencing inklusive Application Sharing - all diese Entwicklungen sind zumindest als Prototypen verfügbar, und viele weitere werden folgen. Im Bereich der Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M) etwa steht die Entwicklung erst ganz am Anfang.

Bei ByoD geht es um die Balance zwischen Sicherheit und Produktivität.
Bei ByoD geht es um die Balance zwischen Sicherheit und Produktivität.
Foto: Cortado

Vor diesem Hintergrund antwortet Carsten Mickeleit, CEO des MDM-Anbieters Cortado AG, auf die Frage nach der größten Herausforderung für Unternehmen auf dem Weg zum Mobile Enterprise: "In jeder Hinsicht die Balance zu finden zwischen privater und geschäftlicher Nutzung, Sicherheit und Produktivität." Dabei können Tools wie Mobile-Device-Management helfen, doch Mickeleit macht klar: "Durch die reine Verwaltung von neuen Geräten wird kein Unternehmen zum Mobile Enterprise, schon gar nicht, wenn Restriktionen und das Sperren von Diensten im Vordergrund stehen. Deshalb muss ein MDM-System heute auch eine klare Vision zur Integration in die Unternehmens-IT haben und neue produktive Prozesse ermöglichen."

Um auf zukünftige Entwicklungen vorbereitet zu sein, rät Mickeleit: "Unternehmen sollten darauf achten, dass die gewählte Lösung keine Insel innerhalb ihrer Systemlandschaft und Rechtestruktur darstellt. Ein Unternehmen, das im System-Management auf Microsoft setzt, sollte sicherstellen, dass auch das Management von mobilen Geräten Windows-basiert erfolgt, sich direkt in das Active Directory integriert und per Powershell steuern lässt." Das Thema Sicherheit steht nach Mickeleits Erfahrung für viele Anwender mobiler Endgeräte im Vordergrund: "Deshalb geben auch viele Unternehmen unserem vollständigen On-Premise-Ansatz den Vorzug. Doch sollten bei der gesamten Sicherheitsdiskussion nicht die Chancen übersehen werden, die Mobile Computing mit sich bringt. Und oft wäre es wünschenswert, wenn der gleiche Sicherheitsmaßstab, der für Smartphones gefordert wird, für Laptops bereits umgesetzt wäre."

Jochen Jaser, Vorstandsvorsitzender von Matrix 42, sieht den Weg zum Mobile Enterprise vor allem als organisatorische Herausforderung für Anwenderunternehmen. Er sagt: "Das IT-Management hat in den meisten Unternehmen eine Silo-Struktur, so dass derzeit die Verantwortung für die verschiedenen Bereiche des MDM bei unterschiedlichen Stellen liegt. Es braucht aber jemanden, der sich zentral um MDM kümmert."