Linux und Windows .NET sind die Gewinner

Butler: Unix-Derivate verlieren

08.11.2002
MÜNCHEN (CW) - Spätestens im Jahr 2009 werden Linux und Windows .NET die klassischen Unix-Derivate auch im Markt für Highend-Betriebssysteme überflügelt haben. Das zumindest prognostiziert die britische Butler Group in einer Studie. Um den veränderten IT-Anforderungen gerecht zu werden, bedürfe es auf lange Sicht einer grundlegend neuen Betriebssystem-Architektur.

Was die englischen IT-Spezialisten in dem 292 Seiten starken Werk darlegen, dürfte etablierten Unix-Anbietern wie Sun oder HP sauer aufstoßen. Innerhalb der nächsten drei Jahre werde sich das Open-Source-Betriebssystem Linux zunächst weiter als Plattform für File- und Print-Services etablieren und dabei vor allem Windows-NT-Installationen ablösen. In diesem Zeitraum behielten die "proprietären prozessorbasierenden" Unix-Derivate noch ihre dominierende Marktstellung im Highend.

Konsolidierung im Betriebssystem-Markt

Ab dem Jahr 2005 erwartet Butler eine weitere Konsolidierung im Markt für Server-Betriebssysteme. Linux werde aufgrund von Kostenvorteilen vor allem im Lowend Anteile hinzugewinnen, was hauptsächlich zu Lasten von Unix gehe, in geringerem Umfang aber auch Windows-Plattformen treffe. Zugleich wachse der Wettbewerbsdruck für Highend-Unix-Systeme durch .NET und das weiterentwickelte quelloffene Betriebssystem.

Richtig ernst wird es für die Unix-Schwergewichte ab dem Jahr 2009, so die Autoren. Bis dahin sollen Linux und Microsoft-Produkte auch im Highend die Konkurrenten überflügelt haben. Das Open-Source-System werde davon in stärkerem Maße profitieren, nicht zuletzt weil es auf unterschiedlichsten Hardwareplattformen einsetzbar sei. Zudem könnten Unternehmen einen Großteil ihres Unix-Know-hows auch in Linux-Umgebungen nutzen.

Aktuelle Designkonzepte sind mehr als 20 Jahre alt

Weil sich die IT-Konzepte innerhalb der kommenden zehn Jahre dramatisch änderten, sollten die Hersteller auf lange Sicht gemeinsam ein grundlegend neues Betriebssystem entwickeln, empfehlen die Briten. Alle derzeit verfügbaren Plattformen, darunter auch Linux, basierten auf Designkonzepten, die mehr als 20 Jahre alt seien. Neue Anforderungen, die sich etwa mit Web-Services, Grid Computing oder Pervasive Computing ergeben, ließen sich damit nur unzureichend abdecken.

Ob es jemals zu einer derartigen herstellerübergreifenden Zusammenarbeit kommt, können die Marktforscher nicht beantworten. Angesichts des harten Wettbewerbs sowohl im Server-Hardware- als auch im Softwaremarkt sind die Chancen dafür eher gering - ein Umstand, von dem die Linux-Gemeinde profitieren dürfte.

Die Butler Group (www.butlergroup.com) vermarktet die Studie mit dem Titel "Server Operating Systems - Winners and Losers in the Open/Proprietary OS Market" ab November. (wh)