Butler-Studie: System-Management im Vergleich

18.06.2003
Von Stefan Ueberhorst

Die volle Punktzahl erreichen alle drei Kandidaten dagegen in den Disziplinen „Standards“ sowie „Deployment“. Hier kommt die lange Erfahrung der großen Framework-Anbieter zum Tragen, deren Systeme keine Ecke der IT-Infrastruktur auslassen. Sie geben Status, Events und die Konfiguration sämtlicher Komponenten wider: sei es Windows oder ein OS/390-Mainframe, ein Frame-Relay- oder TCP/IP-Netz, ein Cluster oder ein SAN. Entsprechend umfangreich ist die Unterstützung von Industriestandards und Netzprotokollen ausgelegt.

Schließlich wirft Butler unter der Bezeichnung „Emerging Technology“ noch einen Blick auf die Zukunftsfähigkeit der Systeme. Gemeint ist damit einerseits die Unterstützung neuer Techniken wie Web-Services, Grid-Computing, .NET oder die Verwaltung der im Server-Umfeld zunehmenden Linux-Installationen. In die Beurteilung fließt aber auch die Skalierbarkeit des Systems selbst ein, etwa aufgrund einer leistungsfähigen Messaging-Technik als Kommunikations-Backbone oder der Cluster-Fähigkeit der Software. Hier trumpfen die Infrastrukturspezialisten IBM und HP mit je zehn Punkten auf, da zum Beispiel Tivolis System-Management-Suite sehr stark von der Autonomic-Computing-Initiative IBMs sowie der Nähe zu Applikations-Servern profitiert. Auf CA entfallen dagegen nur sechs Punkte.

Bezüglich der Kosten haben von den drei Branchengrößen nur Tivoli und HP Angaben gemacht. So liegt eine Tivoli-Neuinstallation je nach Projektumfang und den benötigten Modulen zwischen 50000 und 500000 Dollar. Etwa 25 Prozent davon sind zusätzlich für Services zu veranschlagen sowie 15 bis 20 Prozent für die jährlichen Wartungskosten. Bei HP reichen die Installationskosten aufgrund der modularen Openview-Architektur von 10000 bis mehrere Millionen Dollar. Services lassen sich mit 50 Prozent und mehr der Lizenzkosten veranschlagen, Wartungsverträge mit 15 bis 20 Prozent.

Compuware und Candle im Mittelfeld

Von den insgesamt zwölf bewerteten Angeboten dürfte viele Anwender noch die Platzierung von Candle und Compuware interessieren. Beide Urgesteine stammen aus der Mainframe-Ära und genießen auf jeden Fall im Großrechnerumfeld eine nennenswerte Verbreitung. Candles „Omegamon“ belegt mit 46 Punkten Platz fünf und liegt in den meisten Kategorien im Mittelfeld. Einen positiven Ausreißer (zehn Punkte) hat das Produkt in Sachen Deployment, eine vergleichsweise schlechte Bewertung (vier Punkte) verzeichnet es beim Business-Level-Management. Im Fazit ordnet Butler die Omegamon-Module als eine der wenigen großen Lösungen ein, die sich auch für Unternehmen unterhalb von Konzernstrukturen eignen.

Auf Platz sieben rangiert mit 45 Punkten Compuwares „Vantage“-Suite. Auffällig an dem Produkt, das in den Einzeldisziplinen überwiegend im Mittelfeld der Skala platziert wurde, ist die maximale Punktzahl beim proaktiven Management. Hier macht sich die Spezialisierung des Herstellers auf Test- und Simulationslösungen bemerkbar.