Businessplan-Wettbewerbe - Gründen um jeden Preis?

24.01.2002
Seit Mitte der 90er Jahre haben sich unzählige Gründerinitiativen zum Ziel gesetzt, aus dem Volk der Dichter und Denker ein Volk der Gründer zu machen. Zeit also, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Vera Kriebel und Klaus Lohmann, freie Journalisten aus Dortmund, setzten sich kritisch mit diesem Thema auseinander.

Ob bei den bundesweiten "StartUp"- und "Multimedia-Wettbewerben" oder bei den lokalen wie Dortmunds Gründerwettbewerb start2grow – fördern möchte man damit den Strukturwandel, um so neue Arbeitsplätze zu schaffen. Eine Untersuchung im Auftrag des von der Sparkassen-Finanzgruppe, des Magazins "Stern" und der McKinsey & Company initierten "StartUp-Wettbewerbs" ergab eine eindrucksvolle Bilanz: 6000 Arbeitsplätze wurden seit 1997 durch die Teilnehmer-Firmen geschaffen, mehr als eine halbe Milliarde Euro haben sie erwirtschaftet und über 70 Millionen Euro investiert. Nach Hochrechnungen des Fraunhofer Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI), das den durch das Bundeswirtschaftsministerium (BMWI) geförderten "Multimedia-Wettbewerb" evaluiert, haben ihre Teilnehmer 4000 bis 6600

Arbeitsplätze geschaffen.

Der Nutzen solcher Wettbewerbe ist dennoch zweifelhaft. Die Gründungswelle ist seit 1996/7 (European Business School) bzw. nach Untersuchungen des Instituts für Mittelstandsforschung (IFM) bereits seit 1995 rückläufig. Einen Umschwung hat es also durch die einschlägigen Aktivitäten nicht gegeben, eher lässt sich daraus schließen, dass die Initiativen auf einen bereits existierenden Wirtschafts-Trend aufgesprungen sind – nur leider zu spät. Die Krise der New Economy scheint also auch zu einer Krise der Gründerwettbewerbe geführt zu haben?

Doch noch gab es keinen Grund zur Dramatik. Während bei Businessplan-Wettbewerben wie StartUp die Teilnehmerzahlen deutlich zurückgegangen sind, gab es beim "Multimedia-Wettbewerb" des BMWI 2001, der als Wettbewerbsbeitrag lediglich eine Skizze der Geschäftsidee erwartet, laut Peter Zoche vom ISI nicht weniger Teilnehmer und immer noch gute Ideen. "Ich habe aber den Eindruck, dass sich eine eher pessimistische Stimmung in den Unternehmen entwickelt", erklärt Zoche. Erfreulich sei für ihn die bislang niedrige Quote an Firmenaufgaben und -verkäufen bei den Teilnehmern. Sie soll nach vorläufigen Schätzungen bei zehn Prozent liegen. Die Gründungsquote der drei Ausscheidungsrunden 1997 bis 1999 liege dagegen mit 50 Prozent der Teilnehmer nach wie vor sehr hoch.

Bei näherem Hinsehen müssen aber die genannten Zahlen mit einem Fragezeichen versehen werden: So brachte der Multimedia-Gründungswettbewerb 1997 unter den Preisträgern gerade einmal fünf Firmen hervor, die sich mit der eingereichten Geschäftsidee mehr oder minder erfolgreich am Markt platziert haben. Haben die Juroren also mächtig daneben gegriffen? Bei der Evaluation der besagten "StartUp-Wettbewerbe" bis 2000 machen auch andere Zahlen eher stutzig und lassen an dem Wahrheitsgehalt der Ergebnisse zweifeln: So bereiteten angeblich ein Drittel der "StartUp"-Preisträger und sogar 75 Prozent der Top Ten den Börsengang vor. Glücklicherweise war aber der späte Beginn der Gründungsförderung auch ihr Vorteil: Bei den großen Pleiten der letzten Monate ist kein einziger Preisträger dabei. Die Gnade der späten Gründung brachte es mit sich, dass die angehenden Unternehmen nicht mehr das Umfeld bei Börse und Geldgebern