Business-Knigge für Bewerber

19.10.2005
Gute Umgangsformen, Höflichkeit und ein gelungener Auftritt helfen Jobsuchenden weiter. Worauf Bewerber achten sollten, erklären die Beraterinnen Christina Tabernig und Anke Quittschau von Korrekt.

Wer zu einem persönlichen Gespräch eingeladen wird, hat die erste große Hürde schon genommen. Die schriftliche Bewerbung hat dem Personalchef gefallen, jetzt wartet die nächste Stufe: das Vorstellungsgespräch. Über die Firmenbroschüre und den Internet-Auftritt sammeln Bewerber die nötigen Hintergrundinformationen. Doch darüber hinaus zählt der erste Eindruck, den Bewerber auf ihre Gesprächspartner machen. Hier kommt es auf die Persönlichkeit und das Erscheinungsbild an. Den ersten Eindruck bildet sich das Gegenüber in wenigen Sekunden, doch er kann bestimmend für das weitere Fortkommen sein. Sympathie- oder Antipathiefaktoren können den weiteren Gesprächsverlauf mitbestimmen. Im Nachhinein lässt sich daran nur schwer etwas korrigieren. Worauf achten Personalchefs?

Hier lesen Sie …

• wie sich Bewerber auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten können;

• welcher Kleidungsstil Kompetenz ausstrahlt;

• weshalb es keine zweite Chance für den ersten Eindruck gibt.

Buchtipps

Wer seine Umgangsformen auffrischen und erweitern möchte, kann das auf lockere und unterhaltsame Art tun. Christina Tabernig und Anke Quittschau haben zusammen mit Dirk Pfister zwei Bücher zum Thema geschrieben.

Jeweils auf Männer und Frauen abgestimmt, sind zwei hilf- reiche Ratgeber entstanden, die alle möglichen Business-Situationen aufgreifen: Von der Begrüßung über die gepflegte Unterhaltung mit Geschäftspartnern, Kleidungsgepflogenheiten und Geschäftsessen bietet die beiden Bücher viele Tipps an.

Anke Quittschau, Christina Tabernig, Dirk Pfister: Business-Knigge für Männer. Das Trainingsbuch. Haufe Verlag, Freiburg 2005. 19,80 Euro.

Anke Quittschau, Christina Tabernig: Business-Knigge für Frauen. Das Trainingsbuch. Haufe Verlag, Freiburg 2005. 19,80 Euro.

Das äußere Erscheinungsbild

"An ordentlicher Kleidung führt kein Weg vorbei - egal ob Bankangestellter oder Programmierer", erklärt Beraterin Tabernig kompromisslos und ergänzt: "Bewerber sollten sich darin trotzdem wohl fühlen, sonst wirken sie verkleidet." Die Beraterin empfiehlt, sich möglichst früh über den Kleidungsstil im Unternehmen zu informieren, um sich dann etwas besser zu kleiden. Grundsätzlich gilt: "Kleiden Sie sich eher konservativer als zu leger. Entscheiden Sie sich als Mann für einen Anzug in den klassischen Business-Farben grau, blau oder braun."

Tabernig empfiehlt, die Signale der Farbwahl zu berücksichtigen. "Schwarz wird heute viel getragen, ist aber offiziell keine Business-Farbe. Schwarz strahlt Souveränität, Unnahbarkeit und Würde aus. Ein schwarzer Anzug eignet sich also weniger für ein Gespräch, in dem man den Gesprächspartner für sich gewinnen will. Dunkelblau dagegen wirkt vertrauenserweckend und korrekt, allerdings nicht sehr kreativ. Dunkelgrau wirkt weniger autoritär als schwarz und eignet sich daher besonders für Bewerbungsgespräche. Auch bei der Krawattenwahl kommt es auf einen seriösen Eindruck an. Nilpferde oder Bärchen sind absolut tabu.

Frauen stehen mehr Farben zur Auswahl, die Kleidung sollte jedoch weder zu lässig noch zu gestylt sein. Ob Kostüm mit Rock oder Hosenanzug spielt keine Rolle. Entscheiden sich Frauen für einen Rock, sollten sie auf die Länge achten. Zu kurz wirkt wenig kompetent; der Rock sollte das Knie umspielen. Als ideale Länge gilt eine Hand breit über dem Knie, keinesfalls kürzer. Auch im Hochsommer gehören Strümpfe zum Rock. Sandaletten, bei denen die Zehen zu sehen sind, stoßen in konservativen Kreisen noch immer auf Unverständnis. Das Make-up sollte dezent sein.

Weniger ist mehr

Frauen und Männer sollten gleichermaßen darauf achten, keine aufdringlichen Duftmarken zu setzen, und Parfüm oder Aftershave zurückhaltend verwenden. Schließlich will niemand den künftigen Chef betäuben, sondern lediglich durch ein gepflegtes Äußeres überzeugen.

Bewerber sollten auch Accessoires wie Ohrringe, Seidentuch, Brosche und Armbanduhr zurückhaltend einsetzen. Hier gilt "Weniger ist mehr." Beraterin Quittschau empfiehlt: "Tragen Sie höchstens zwei auffallende Accessoires gleichzeitig. Das gilt für Herren ebenso: Wer neben Ehering und Armbanduhr noch Krawattennadeln, Ohrringe und Armbänder trägt, übertreibt es eindeutig."

Die wichtigste Regel lautet: Seien Sie pünktlich! "Schauen Sie den Menschen, denen Sie die Hand geben, immer in die Augen. Ihr Händedruck sollte dabei nicht zu fest, aber auch nicht zu lose und auf keinen Fall feucht sein. Wenn Ihnen die Anspannung feuchte Hände bereitet, trocknen Sie diese vorher unauffällig ab. Am besten am Taschentuch in der Hosentasche", rät Quittschau. Als gute Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch können Bewerber sich und ihre Körpersprache im Spiegel beobachten oder Freunde um ihre Meinung bitten. Positiv wirkt, wer sich entspannt hinsetzt, Blickkontakt hält und den Gesprächspartner ausreden lässt. Negativ fällt auf, wer dem Personalchef Kaugummi kauend und mit verschränkten Armen gegenüber sitzt, ihn kritisch beäugt und ständig unterbricht. "Halten Sie Blickkontakt zu Ihrem Gesprächspartner und stellen Sie beide Füße fest auf den Boden, so wirken Sie überzeugender", so die Beraterin.

"Wer fragt, der führt"

Erfolgreich ist, wer das Gespräch gestaltet. Wer fragt, der führt, heißt die bekannte Regel. Mit offenen Fragen, auf die man nicht mit ja oder nein antworten kann, erhalten Bewerber die meisten Informationen. "Gehen Sie auf die Antworten Ihres Gegenübers ein. Die Faustregel: 70 Prozent Reden und 30 Prozent Hören."

Persönlichkeit und Erscheinung bilden oft das Zünglein an der Waage. Bewerber kön- nen fachlich bestens qualifiziert sein oder einen überdurchschnittlichen Studienabschluss haben, wenn sie sich nicht überzeugend darstellen, ist das Bewerbungsgespräch eine Einbahnstraße. (iw)