Mittelstand muss aufwachen

"Business Intelligence war nie so wichtig wie heute"

16.12.2009
Von 
Dr. Andreas Schaffry ist freiberuflicher IT-Fachjournalist und von 2006 bis 2015 für die CIO.de-Redaktion tätig. Die inhaltlichen Schwerpunkte seiner Berichterstattung liegen in den Bereichen ERP, Business Intelligence, CRM und SCM mit Schwerpunkt auf SAP und in der Darstellung aktueller IT-Trends wie SaaS, Cloud Computing oder Enterprise Mobility. Er schreibt insbesondere über die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen IT und Business und die damit verbundenen Transformationsprozesse in Unternehmen.

CW: Worin sehen Sie die wesentlichen Vorzüge von BI für ihr Unternehmen?

Bernhard Häusler: Durch Business Intelligence können wir die im international eingesetzten ERP-System schlummernden Daten zu nutzbringenden Informationen modellieren und diese quasi per Knopfdruck abrufen. Darüber hinaus hilft BI der IT-Abteilung dabei, die Anforderungen des Business besser zu verstehen. Das wiederum führt zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen den Fachbereichen und der IT sowie zu neuen Ideen. Gleichzeitig gehen Business und IT gemeinsame Wege und verfolgen gemeinsame Ziele. Davon profitiert das gesamte Unternehmen und genau das zahlt sich in der Krise jetzt aus.

"Unsere BI-Software versetzt uns in die Lage, Qualitätsprobleme frühzeitig zu erkennen, rasch zu beseitigen und so die Produktqualität kontinuierlich zu verbessern." Bernhard Häusler.
"Unsere BI-Software versetzt uns in die Lage, Qualitätsprobleme frühzeitig zu erkennen, rasch zu beseitigen und so die Produktqualität kontinuierlich zu verbessern." Bernhard Häusler.
Foto: Gealan

Da BI-Anwendungen nahezu unsere gesamte Wertschöpfungskette von der Konstruktion über die Produktion und die Logistik bis zu Vertrieb und Marketing unterstützen, können wir rasch und flexibel auf neue Markt- und Kundenanforderungen reagieren. Zugleich liefern die Tools wichtige Informationengrundlagen, um interne Prozesse zu optimieren.

Gealan: Systemgeber für die Fensterindustrie

Die Gealan Fenster-Systeme GmbH mit Hauptsitz im oberfränkischen Oberkotzau ist als Hersteller von qualitativ hochwertigen Kunststoffprofilen für Fenster, Türen und Rollläden europaweit ein führender Systemgeber für die Fensterbauer. Zum Unternehmen gehören Produktionsstandorte in Deutschland, Litauen, Polen, Rumänien und Russland sowie Vertriebsgesellschaften in weiteren europäischen Ländern. Die Gealan-Gruppe beschäftigt rund 1.200 Mitarbeiter und erwirtschaftete im Jahr 2007 mit ihren Fenster- und Türprofilen aus Polyvinylchlorid (PVC), dem Werkzeugbau für die Kunststoffextrusion sowie Marketing- und Werbedienstleistungen knapp 266 Millionen Euro Umsatz.

Komplexe IT-Landschaft

Der Hersteller von Fenstersystemen hat laut IT-Leiter Bernhard Häusler sehr individuelle und komplexe Geschäftsprozesse, was sich in der Anwendungslandschaft widerspiegelt. Die Abläufe in Produktion, Vertrieb und Logistik wickelt man mit einer ERP-Eigenentwicklung ab. Die Prozesse für Finanzbuchhaltung und Controlling, Personalwirtschaft sowie die Materialwirtschaft für nicht lagerplatzgeführte Artikel bildet der Mittelständler in SAP ERP ab. Hinzu kommen weitere IT-Systeme, etwa für die Lagerverwaltung und den Werkzeugbau, sowie ein B2C-Kundenportal mit Online-Shop.

Kennzahlen aus Vertrieb, Qualitätsmanagement und Co.

CW: Können Sie das an einigen Beispielen erläutern?

Bernhard Häusler: Der Vertrieb kann die Umsatzentwicklung einzelner Kunden oder in Vertriebsgebieten über mehrere Jahre nachverfolgen. Ebenso erhält er wichtige Kennzahlen, etwa welche Produkte oder Produktgruppen gerade besonders stark nachgefragt werden oder welche neuen Kundenanforderungen es gibt. Sehr wichtig sind für uns auch Auswertungen im Qualitätswesen. Die von Maschinen online erfassten qualitätsrelevanten Messdaten zu den einzelnen Gealan-Produkten fließen über Schnittstellen direkt in die BI-Anwendung. Dort können sie praktisch in Echtzeit ausgewertet werden. Das versetzt uns zum Beispiel in die Lage, mögliche Qualitätsprobleme frühzeitig zu erkennen, rasch zu beseitigen und so die Produktqualität kontinuierlich zu verbessern. Produktion und Logistik wiederum erhalten Kennzahlen zur Umschlagshäufigkeit von Materialien beziehungsweise zur Liefertermintreue. Technisch gesehen zieht das BI-System nahezu alle Daten aus einer IBM DB2-Datenbank, das europaweit eingesetzte ERP-System sowie die anderen IT-Anwendungen sind auf IBM-System-i-Maschinen installiert.