Business-Berater bauen IT-Themen aus

11.11.2005
Von 
Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.

Im Allgemeinen halten sich die Unternehmensberater aus der Realisierung jedoch weitgehend heraus. Sie begleiten die Umsetzung - etwa durch Softwareauswahl und -bewertung sowie Projekt-Management, bei größeren Vorhaben auch, indem sie die Ausschreibung überwachen und anschließend die externen IT-Dienstleister steuern. Das eigentliche Projektgeschäft aber überlassen sie den Systemintegratoren.

Jean-Christian Jung, PAC: "Die Unternehmensberater müssen noch mehr IT-Know- how aufbauen."
Jean-Christian Jung, PAC: "Die Unternehmensberater müssen noch mehr IT-Know- how aufbauen."

Damit grenzen sich die Management- und Strategieberater von reinen IT-Consulting-Anbietern wie Accenture oder Bearingpoint ab - und zwar ganz bewusst: Als herstellerunabhängige Ratgeber können sie die für den Kunden jeweils wirtschaftlichste Lösung entwickeln: "Schlägt ein IT-Dienstleister vor, in den nächsten zwei Jahren flächendeckend SAP einzuführen, übernehmen wir das Scoping - das heißt, wir analysieren, ob die Implementierung tatsächlich in allen Bereichen notwendig ist", erläutert Rainer Minz, weltweiter Leiter der IT-Praxisgruppe bei Boston Consulting. Der Bedarf an solchen Analysen sei enorm: "Wir haben Projekte gesehen, in denen sich die Kosten gegenüber der Planung glatt verdoppelt haben." Während die IT-Berater versuchten, möglichst viele Manntage im Projektgeschäft zu generieren, bestehe dieser Anreiz für die Business-Consultants nicht, "weil wir an der Programmierung ohnehin nichts verdienen".

Analysten befürworten diesen Ansatz: "Von einem Strategie-Consultant erwarten die Kunden eine herstellerneutrale Sichtweise", so PAC-Experte Jung. "Und die ist fraglich, wenn man sieht, wie viel etwa eine SAP-Implementierung einbringt." Ähnlich sieht es Douglas Hayward, Analyst beim Marktforschungsinstitut Ovum: "Die Unternehmensberater müssen keine Systemintegrations- und Outsourcing-Maschine füttern und haben daher kein Eigeninteresse daran, solche Projekte zu empfehlen. Sie bekommen ihr Geld auch, wenn sie von IT-Investitionen abraten." Die Rolle, als Verbündeter des Kunden, sei Basis für ein "perfektes Geschäftsmodell".

Allerdings ist der Kuchen in einigen Bereichen schon verteilt. Laut Hayward sind die Unternehmensberater etwa beim Outsourcing zu spät eingestiegen. "Diesen Zug haben sie verpasst." Der Aufbau von IT-Knowhow ist nach Ansicht von PAC-Analyst Jung generell eine Herausforderung. So mangele es den US-Anbietern in einigen europäischen Regionen an erfahrenen Beratern, um den Kunden realistische Strategien zu empfehlen: "Auf dem Papier klingt immer alles schlüssig, aber in der Praxis kommen dann die Probleme." In diesem Sinne sei es ein Nachteil, dass die Berater keine Verantwortung für die Umsetzung trügen.