Burnout: Wenn der Motor ins Stottern kommt

19.04.2005
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Das Survivor-Syndrom

Doch neben Überlastung und engen Zeitplänen stecken viele Mitarbeiter noch aus anderen Gründen in einer Sinn- und Vertrauenskrise, die den Weg zu einer Burnout-Erkrankung ebnet. Der massive Personalabbau in den vergangenen Jahren hinterließ die verbleibenden Mitarbeiter oft ratlos. "Wir sprechen hier mittlerweile vom Survivor-Syndrom; in Unternehmen, in denen es viele Entlassungen gab, nimmt die Bindung ab und ist das Vertrauensverhältnis geschädigt", so Trimpop. Einsatzbereitschaft werden von den Mitarbeitern nur noch aus Angst vor Arbeitslosigkeit gezeigt, und wer eine interessante Jobperspektive finde, verlasse den ungeliebten Arbeitgeber so schnell wie möglich.

Behandungsmöglichkeiten für Betroffene

Dr. med. Dagmar Ruhwandl, München: "Die Heilungschancen von Burnout sind gut."
Dr. med. Dagmar Ruhwandl, München: "Die Heilungschancen von Burnout sind gut."

Wen das Burnout-Syndrom schon fest im Griff hat, der kann nicht auf ein Umdenken im Unternehmen warten, sondern sollte sich in ärztliche Behandlung begeben. Dort findet zunächst eine ausführliche Diagnose statt, um körperliche Ursachen wie beispielsweise eine Schilddrüsenfunktionsstörung auszuschließen; daran schließt sich eine Psychotherapie an. "Die Heilungschancen sind gut. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist es, Grenzen wieder zu spüren, da betroffene Menschen immer über ihr Limit hinausgehen", weiß Dagmar Ruhwandl, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie in München. Sie behandelt Betroffene und berät Firmen in Fragen der Burnout-Prävention. Die Behandlung dauert zwischen einem Vierteljahr und eineinhalb Jahren, und viele Patienten kehren wieder in den bisherigen Job zurück. Die Heilungsraten liegen bei über 90 Prozent: "Je früher mit der Behandlung

begonnen wird, desto größer sind die Chancen. Ist dagegen eine völlige Leistungsunfähigkeit über Wochen und Monate hinweg erreicht, haben sich die negativen Erfahrungen tief eingegraben. Dann wird ein Jobwechsel empfohlen", erläutert Ruhwandl.

Andreas Emke entschied sich nach neun Monaten Krankheit für einen Neuanfang. Die Probleme mit seinem Chef ließen sich nicht lösen. Nach einem Gespräch stand die Entscheidung fest: "Als er zu mir sagte: 'Inhaltlich kann ich nichts an Ihnen aussetzen, aber...' war das Signal für mich klar." Emke wählte vor zwei Jahren den Weg in die Selbständigkeit. Außer einem gelegentlichen Schnupfen ist er wieder völlig gesund.