Gesundheits-Management

Burnout lässt sich vermeiden

09.06.2010
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Eine funktionierende Organisation und eine gute Arbeitsatmosphäre sowie eine offene und werteorientierte Unternehmenskultur sind Grundlage für gesunde Mitarbeiter, ist Kresko-Geschäftsführerin Ellen Miesen überzeugt.

Die Realität sieht allerdings anders aus. Die Chefin des Münchner Unternehmens Kresko, das sich auf Gesundheits-Management spezialisiert hat, zitiert Studien, wenn sie auf die zunehmende Belastung der Mitarbeiter hinweist. So weist sie auf eine Untersuchung der Techniker Krankenkasse hin, wonach fast jeder zweite Deutsche gelegentlich unter Stress leidet und jeder Dritte kurz vor einem Burnout stehe. Der sogenannte Bundesgesundheits-Survey führt aus, dass nach einer Befragung von 4000 Personen hochgerechnet 15,6 Millionen Bundesbürger an psychischen Störungen litten, allen voran Depression, Alkoholmissbrauch und Angststörungen.

Ellen Miesen, Kresko: 'Arbeitgeber sollten auf die Balance von Leistungsanforderung und Verausgabung achten.'
Ellen Miesen, Kresko: 'Arbeitgeber sollten auf die Balance von Leistungsanforderung und Verausgabung achten.'

Die Schwierigkeit bei Burnout sei, dass es die "Krankheit" nicht als Diagnose gebe, so Miesen. Das Syndrom ist klassifizierbar und mittlerweile bei der World Health Organisation (WHO) als Zusatzcode geführt. Subjektiv trete laut Miesen ein Gefühl der Verausgabung auf, Müdigkeit, Infektanfälligkeit, häufige Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme, Schlaflosigkeit oder auch Kurzatmigkeit. Im Kontakt mit Kollegen könne es zu emotionalen Ausbrüchen und leichter Reizbarkeit kommen.

Die Münchner Gesundheitsexpertin weist darauf hin, dass die Symptome vielfältig sind und sich bei jedem Betroffenen anders äußern. Mögliche Symptome seien: Erschöpfung, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Gleichgültigkeit, Langeweile, Schwächegefühle, Ruhelosigkeit, Zynismus, Bitterkeit, Gefühl mangelnder Anerkennung oder auch körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen oder Übelkeit. Gut gefällt Miesen die kurze prägnante Definition von Christina Maslach: "Burnout ist ein Syndrom emotionaler Erschöpfung, Depersonalisierung und reduzierter persönlicher Leistungsfähigkeit, das bei Individuen, die in irgendeiner Weise mit Menschen arbeiten, auftreten kann."

Um möglichst wenige ausgebrannte Mitarbeiter im Unternehmen zu haben, empfiehlt sie Arbeitgebern "auf die Balance zwischen Leistungsanforderung und Verausgabung zu achten, die Beschäftigten Wertschätzung spüren zu lassen und die Kommunikation im Betrieb zu überprüfen." Schon ein Kollegen-Feedback, Kommunikationstraining und Diskussionsrunden könnten weiterhelfen. Arbeitsplatzunsicherheit oder fehlende berufliche Perspektiven seien dagegen kontraproduktiv.

Gefährdeten Mitarbeitern empfiehlt sie zu Entspannungstechniken, Übungen zur Stressbewältigung, Supervision, Reflektion eigener Ansprüche und Ziele sowie zu einer gesunden Lebensführung. Im Unternehmen selbst sollte das Kollegen-Feedback gefördert werden, aber auch Teambesprechungen und Teamsupervisionen stattfinden, ebenfalls empfiehlt Miesen, dass sich der Beschäftigte Freiräume schafft und eventuell ein Kommunikationstraining in Anspruch nimmt.