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Bundeswehrprojekt Herkules mit Isic-21-Konsortium gescheitert

02.07.2004

Nachdem es Mitte Juni noch so aussah, als ob sich der Bund und das Industriekonsortium Isic 21 zu einer Kooperation zusammenraufen könnten, sind nun die Verhandlungen über das Herkules-Projekt zur Kompletterneuerung der Informationstechnologie der gesamten Bundeswehr gescheitert. Nun muss das Verhandlungsverfahren mit dem zweiten bietenden Konsortium TIS völlig von vorn aufgenommen werden.

Die Mobilcom AG, eines von drei Isic-Konsortialmitgliedern neben CSC Ploenzke und EADS, hatte in einer Erklärung mitgeteilt, die Verhandlungen zwischen dem Bundesministerium der Verteidigung und dem Konsortium seien ergebnislos abgebrochen worden.

Isic 21 hatte offensichtlich bis zum Schluss hoch gepokert und versucht, auf die über zehn Jahre in gleichen Teilen gestreckten Kosten von insgesamt 6,5 Milliarden Euro noch einmal eine Milliarde Euro aufzusatteln. Hier schien man sich allerdings Mitte Juni geeinigt zu haben, die Forderungen von Seiten der Industrie vom Tisch. Wie sich nunmehr herausstellt, war dies aber doch nicht der Fall. Aussagen des Konsortialmitglieds EADS belegen, dass zwischen den Forderungen der Industrie und dem Angebot des Bundes eine mehrere hundert Millionen Euro große Differenz klaffte. Diese konnte nicht überwunden werden.

Auch ein Sprecher des Verteidigungsministeriums äußerte sich negativ zum Stand der Verhandlungen: "Das Bundesministerium der Verteidigung hat entschieden, die Verhandlungen mit dem Bieterkonsortium Isic-21 zur Realisierung des Projektes Herkules nicht fortzuführen."

Nach den Regeln des Ausschreibungsverfahrens muss der Bund nun mit dem bislang nicht zum Zuge gekommenen zweiten Anbieterkonsortium TIS (T-Systems, IBM Deutschland und Siemens Business Services) Gespräche aufnehmen. Nimmt man das Verhandlungsprozedere zwischen Isic 21 und dem Verteidigungsministerium zum Maßstab, dürfte eine Vertragsunterschrift und damit ein Projektbeginn zwischen Bund und TIS auf Jahre unwahrscheinlich sein. Isic 21 und die Regierung hatten vom Sommer 2002 bis zum Herbst des vergangenen Jahres in einer so genannten Due-Diligence-Phase daran gearbeitet, eine Bestandsaufnahme der kompletten bei der Bundeswehr vorhandenen IT-Ausstattung vorzunehmen.

Auf Basis dieser Inventarisierung konnten die Partner überhaupt erst einen Überblick erhalten, welchen Umfang zum einen die Kompletterneuerung der Informationstechnologie an rund 600 Standorten (Stand 2002) annehmen würde und wie hoch zum anderen der Betriebs-, Betreuungs- und Wartungsaufwand für das Konsortium Isic 21 sein würde. Abgesehen von der Rundumerneuerung der Bundeswehr-IT soll das Industriekonsortium nämlich auch eine teilprivatisierte IT-Gesellschaft gründen, um die Herkules-Aufgabe bei der Bundeswehr zu schultern. Die Due-Diligence-Phase war im Spätherbst 2003 abgeschlossen.

Erst danach - also vor zirka acht Monaten - begannen die eigentlichen und jetzt gescheiterten Verhandlungen zwischen Bund und Isic 21, um einen so genannten Business Case aufzustellen. In diesem werden die finanziellen Rahmenbedingungen wie auch die funktionalen Anforderungen der aufzubauenden zivilen IT-Topologie der Bundeswehr in einer Grobplanung festgehalten. In diesem Masterplan zurren die Parteien den Leistungsumfang genauso fest wie die Wartungs- und Haftungsverpflichtungen. Der Business Case stellt allerdings nur fest, dass das Herkules-Projekt in dem hier definierten Rahmen für beide Partner machbar ist. Er nennt noch keine definitiven Zahlen etwa zu den schlussendlichen Kosten des über zehn Jahre laufenden, auf momentan 6,5 Milliarden Euro begrenzten Projekts. Das TIS-Konsortium hat schon seine Verhandlungsbereitschaft signalisiert: "Wir stehen für Verhandlungen mit dem Bund über das IT-Projekt bereit". Schon Anfang 2002 hatte TIS ein Angebot für den Bund unterbreitet.

(jm)