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Statt Exchange 2007

Bundestags-Grüne mailen mit Zarafa

03.01.2012
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Die Bundestagsfraktion der Grünen setzt den quelloffenen Groupware-Server von Zarafa ein.

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, die sich als Alternative zu den anderen etablierten Parteien versteht, ist seit 1983 fester Bestandteil des Bundestags. Die Mitarbeiter der Fraktion kümmern sich unter anderem in Vorstand, Geschäftsführung, Verwaltung, Pressestelle, Justiziariat und fünf Arbeitskreisen um die politischen Themen der Fraktion.

Als im Jahr 2009 deutlich wurde, dass die anstehende Umstellung von Microsoft Exchange 2003 auf 2007 nicht einfach nur ein Update werden würde, suchte die Bundestagsfraktion der Grünen eine Groupware-Alternative. Laut Dirk Mönig, Leiter EDV und Organisation bei der Fraktion, wäre die Umstellung so komplex geworden, dass ein kompletter Exchange Server 2007 hätte aufgesetzt und das System migriert werden müssen. Hinzu kam, dass Microsoft in die Version 2007 keine datenbankbasierende Informationsspeicherverwaltung integrierte, was keinen gangbaren Weg für die Fraktion darstellte.

Aufgrund der besten Outlook-Integration entschied man sich nach einem Test für die Collaboration-Platform von Zarafa. "Die Outlook-Integration ist für uns die wichtigste Voraussetzung, da Outlook sehr intensiv genutzt wird und viele Mitarbeiter zusätzlich Zugriff auf bis zu drei Gruppenpostfächer haben", erklärt Mönig. "Dieser gleichzeitige Zugriff im Outlook hat bei wenigen Anbietern funktioniert."

Außerdem sei das Datenhaltungskonzept sehr ansprechend und Zarafa ein Open-Source-Produkt, was den Grünen aus politischen Gründen sehr sympathisch sei. Als weiteren besonders gut gelösten Aspekt nennt Mönig den Web Access. Dieser sei ebenfalls ein wichtiges Kriterium gewesen, da auch er sehr intensiv genutzt wird. "Bei Zarafa weist der Web Access eine hohe Funktionalität auf, die dem zuvor Gewohnten von Microsoft Exchange sehr nahe kommt", lobt der IT-Verantwortliche.

Nach mehreren Testläufen startete im August 2009 die EDV-Abteilung der Bundestagsfraktion mit der Migration von Microsoft Exchange 2003 auf Zarafa (Professional Edition). Zuvor wurden der Zarafa-Server und die MySQL- Datenbank auf Ubuntu aufgesetzt und Postfix als Mail Transfer Agent (MTA) eingerichtet. Weiterhin war die Rückübertragung der mit "PAM for Exchange" archivierten Emails auf den Exchange-Server notwendig. Dann wurden alle Email-, Kalender-, Aufgaben- und Kontaktdaten über PST-Dateien exportiert, nach Zarafa importiert und die Clients ausgerollt. Durch Ex- und Import der PRF-Dateien wurden abschließend die Profilinformationen auf den neuen Groupware-Server übertragen und die Benutzerprofile eingerichtet.

Um sich gegen einen Server-Ausfall abszusichern, wurde die Zarafa-Lösung als Hochverfügbarkeits-Cluster eingerichtet. Mit "DRBD" werden die Daten der beiden Server-Nodes gespiegelt; im Falle einer Störung übernimmt der intakte Server die Aufgaben des anderen.

Dirk Mönig ist mit der Exchange-Alternative zufrieden: "Bei der Administration ist es ein großer Vorteil, dass man in viele Komponenten hineinschauen kann. Closed-Source-Produkte bieten das nicht oder nur teilweise, wodurch sich Fehleranalysen viel schwieriger gestalten." Außerdem laufe der Zarafa-Server mit hoher Stabilität. Überzeugend sei auch der Support mit schneller Hilfe durch den guten Kontakt zu Zarafa - in besonders komplexen Fällen bis hin zu den Entwicklern - und dem beteiligten Dienstleister Science + Computing AG.

Das absolute Highlight von Zarafa aus Sicht von Mönig: "Die hervorragende Outlook-Integration bietet kein anderes Produkt. Beim Arbeiten mit Outlook merkt man nicht, dass das dahinter kein Exchange-Server ist. Die Implementierung der MAPI-Schnittstelle ist Zarafa sehr gut gelungen." Übrigens: Auch die Grünen in Belgien, Frankreich und den Niederlanden nutzen Zarafa.