Projekt mit Deutsche Börse AG

Bundesbank sieht Chancen in der Blockchain-Technologie

06.02.2017
Gemeinsam mit der Deutschen Börse AG hat die Deutsche Bundesbank einen ersten Prototyp für die Abwicklung von Finanztransaktionen mit der Blockchain-Technologie entwickelt. Das Ergebnis ist ermutigend, aber noch ist es für ein klares Bekenntnis zu früh.

Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele ist vorsichtig zuversichtlich. Gemeinsam mit der Deutschen Börse hat die Zentralbank einen ersten Prototyp für die Blockchain-basierte Abwicklung von Finanztransaktionen entwickelt, um die Chancen und Risiken für die Infrastrukturen im Finanzmarkt zu verstehen. Dieser Prototyp wickelt Zahlungen ab, transferiert Wertpapiere, nimmt einfache "Delivery-­versus-Payment-Transaktionen" vor, bei denen Wertpapierkäufe gegen gleichzeitige Zahlung abgewickelt werden, und er kann einfache "Corporate Actions" ausführen. Damit sind etwa Zinszahlungen für Wertpapier und Rückzahlungen bei Fälligkeit eines Wertpapiers gemeint.

Carl-Ludwig Thiele, Vorstand der Deutschen Bundsbank, ist in Sachen Blockchain vorsichtig optimistisch.
Carl-Ludwig Thiele, Vorstand der Deutschen Bundsbank, ist in Sachen Blockchain vorsichtig optimistisch.
Foto: Deutsche Bundesbank

Wie Thiele anlässlich eines Branchendialogs zum Thema "Distributed Ledger Technology - Potential benefits and risks" auf der G20-Konferenz ausführte, geht es in dem Projekt darum, eine Reihe grundsätzlicher Fragen zu beantworten: Wie funktioniert die Blockchain und wie sicher und zuverlässig sind die Transaktionen? Wie effektiv und effizient sind die Prozesse, wie steht es um die Kosten und wie lassen sich bestehende Prozesse verbessern?

Laut Thiele ist letzteres besonders verlockend: Könne eine gemeinsame Datenbasis über alle Entitäten hinweg genutzt werden, dürften sich die heute aufwändigen Prozesse der Geschäftskontrolle standardisieren und stark vereinfachen lassen. Eine gemeinsame Datenbasis in Kombination mit einem flexiblen Konzept für die Zugriffsrechte-Verwaltung schafft laut Thiele die Voraussetzung dafür, regulatorische Anforderungen sowie die der internen Revision mit weniger Aufwand und auch sicherer gestalten zu können.Thiele sagte, in dem gemeinsamen Projekt habe man sich auf der Basis einer Hyperledger-Blockchain für ein geschlossenes Netzwerk entschieden, eine sogenannte permissioned Blockchain, auf der nur zugelassene Nutzer aktiv werden könnten. Dabei werden die Identitäten der handelnden Parteien sowie jede einzelne Transaktion verschlüsselt.

Erst die "Vorstufe zu einer Testanwendung"

Dem Banker zufolge funktionieren zumindest in der Konzeptstudie die Anpassungen der Blockchain an die Bedürfnisse und Erfordernisse des Finanzsystems, doch von einer einsatzbereiten Anwendung sei man noch weit entfernt. "Wir befinden uns zunächst auf der Vorstufe zu einer Testanwendung, mit der Wertpapiergeschäfte gegen Geld in großen Volumina simuliert werden können", schreibt der Bundesbank-Manager in einer Mitteilung.

Es sei noch nicht absehbar, ob sich die Anwendung massentauglich und zu vertretbaren Kosten darstellen lasse. Man habe lediglich eine "erste einfache Blockchain-Anwendung entwickelt", die die grundsätzlichen Anforderungen des Finanzsektors abdecke. Nun soll ein technisch ausgereifter Prototyp folgen, der einen Vergleich mit der heute installierten Abwicklungsinfrastruktur ermöglichen soll.