Kl und Parallelverarbeitung künftig im Mittelpunkt:

Bund macht Milliarden für DV locker

22.04.1988

BONN (CW) - Der Staat greift der DV-Zunft unter die Arme: Zwischen 1967 und 1987 hat das Bundesministerium für Forschung und Technologie (BFMT) etwa 4,6 Milliarden Mark für die Förderung der Datenverarbeitung ausgegeben, so der zuständige Staatssekretär Albert Probst. In den Gesamtbereich Informationstechnik flossen ungefähr acht Milliarden Mark.

Die DV-Förderung teilt sich nach Angaben des Staatssekretärs in drei Phasen: Während die Jahre 1967 bis 1979 im Zeichen der Unternehmens- und Anwendungsförderung standen, nahm ab 1980 die Finanzierung von neuen Technologien breiten Raum ein. In der dritten Phase, zwischen 1984 und 1988, wurde die Verbundforschung eingeführt und Staatsgelder für spezielle DV-Forschungsprojekte verwendet.

In der ersten Phase waren die 3,5 Milliarden Gesamtausgaben auf die drei Förderungsbereiche Computerentwicklung, Anwendungen und Wissenschaft verteilt. So wurden die Siemens-Rechner der Serie 7000 und einige 8870-Modelle von Nixdorf aus BMFT-Geldern finanziert. Auch kleinere und mittlere Unternehmen, etwa das Münchner Systemhaus PCS oder die Softlab GmbH, erhielten damals Hilfe aus Bonn. Die Anwendungsförderung dieser Jahre bildet, so Probst, die Grundlage für heute selbständige Förderungsaktivitäten: Aus der Prozeßdatenverarbeitung entwickelte sich die Fertigungstechnik und aus der Datenfernverarbeitung der Bereich Technische Kommunikation.

Darüber hinaus ging es darum, neue Anwendungsmärkte zu erschließen - die Bereiche Medizin, Bildung, Verkehr und Wirtschaft/Verwaltung wurden nun für die DV entdeckt. Aus den Fördergeldern für die Wissenschaft enstanden die Institute und Lehrstühle für Informatik.

Zwischen 1980 und 1983 stellte das BMFT eine Gesamtsumme von 497 Millionen Mark bereit. Davon entfielen 208 Millionen auf die Computertechnologie, 84 Millionen auf die Anwendungsförderung und 67 Millionen auf den Hochschulbereich; 187 Millionen Mark gingen an die Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung. Die produktbezogene Förderung sei, so Probst, in dieser Phase durch die Finanzierung von neuen technologischen Ansätzen wie Spracherkennung und Bildverarbeitung abgelöst worden. Außerdem wurden Mittel für die dezentrale Anwendung in Verwaltungen und die Entwicklung von DV-Werkzeugen bereitgestellt. Der Staatssekretär: "Es fehlten jedoch größere Leitprojekte."

Der Regierungsbericht Informationstechnik für den Zeitraum 1984 bis 1988 setzte indes neue Prioritäten. Das BFMT konzentriert nun seine Förderaktivitäten auf wenige Schlüsseltechnologien und unterstützt insbesondere die vorwettbewerbliche Forschung. Die Projekte würden der technischen Vorbereitung auf Zukunftsmärkte dienen, so der Staatssekretär, und wollen nicht die Entwicklung von Produkten, sondern Konzepte fördern. Eine Neuheit ist die Verbundforschung, die einen Know-How-Transfer zwischen Wissenschaft und Industrie herstellen soll.

In dieser zweiten Phase flossen 379 Millionen der insgesamt 634 Millionen Mark aus der Bonner Staatskasse in die Finanzierung und Entwicklung von DV-Technologien. Die Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung erhielt von dem Förderkuchen 264 Millionen Mark, die Hochschulen ganze 34 Millionen Mark.

Zwei Trends

Die DV-Zukunft sieht Probst durch zwei Trends bestimmt: durch die Parallelverarbeitung und die Künstliche Intelligenz. Hierauf würden sich die Förderungsmaßnahmen künftig konzentrieren, und dem Katalog werde noch der Punkt "zuverlässige Software" hinzugefügt. Mit Eureka, Esprit II und der deutsch-amerikanischen Kooperation am Internationalen Institut für Computer Science in Berkeley/Kalifornien sind drei neue Verbundprojekte entstanden.

Jetzt ist Förderung von Grundlagenforschung angesagt. Probst: "Die Anwendungen der Datenverarbeitung sind so vielfältig und breit geworden, daß eine direkte Förderung vor allem im Mittelstand Wettbewerbsverzerrungen zur Folge hätte." (Siehe auch Seite 48)